Neun von zehn heimischen Fonds in fossile Energieträger investiert

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Nur wenige der 100 größten österreichischen Fonds sind zur Gänze nachhaltig.

91 Prozent der größten österreichischen Fonds sind in fossilen Energieträgern investiert, fast zwei Drittel (61 Prozent) in Atomenergie. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der ESG Plus, die vom ehemaligen WWF-Mitarbeiter Armand Colard geführt wird. Immerhin sei es positiv, dass zwischen 2017 und 2018 viele konventionelle Fonds aus der Kohlefinanzierung ausgestiegen sind, sagte Colard im Gespräch mit der APA. In Kohle sind nur mehr 39 von ihnen investiert. Die CO2-Emissionspotenziale sind damit absolut zurückgegangen - allerdings wurde viel Geld in Öl umgeschichtet. Ein Ausstieg aus der fossilen Energie ist das noch nicht. Nur 9 große Fonds hatten keinerlei Investments in Kohle, Öl & Gas.

Die Studie "Carbon Bubble & Divestment" in Kooperation mit Georg Günsberg Politik- und Strategieberatung und Green Alpha hat vor allem den CO2-Ausstoß untersucht, aber auch Investitionen in Atomenergie und Waffen. 38 der 100 größten Fonds haben Geld in der Waffenindustrie veranlagt. Wobei sehr strikt geprüft wird: Selbst wenn in eine Firma Geld fließt, die nur einen kleinen Teil ihres Umsatzes mit Waffenproduktion erzielt, gilt das auf der Seite "www.wasmachtmeinfonds.at" als Waffenfinanzierung. Um graduelle Unterschiede deutlich zu machen, wird nach "Überdurchschnittlicher/durchschnittlicher/unterdurchschnittlicher" Investition in fossile Energieträger, Atomenergie bzw. Waffen unterschieden.

Unterm Strich haben die 100 Publikumsfonds von ihren gesamten Investitionen in Höhe von 28,2 Milliarden Euro knapp 2,0 Milliarden bzw. 7,1 Prozent in den Fossilsektor sowie konventionelle Energieerzeuger gesteckt. Dies entspricht einem leichten Rückgang im Vergleich zu den Daten des Berichts von 2017 (damals 7,8 Prozent).

Fonds nicht immer erfreut

Colard und sein fünfköpfiges Team haben abgesehen von den 100 größten Fonds auch 38 ethische Fonds, davon 30 ausdrücklich als solche ausgewiesen, untersucht. Nur einer hat Geld in der Kohleindustrie stecken, allerdings hat nur ein knappes Drittel (11) in keiner der untersuchten Kategorien investiert.

Colard hat für das kommende Jahr viel vor. 2019 soll das für Konsumenten kostenlose Angebot auf den Großteil der rund 2.000 österreichischen Fonds ausgeweitet werden. Außerdem sollen weitere Faktoren berücksichtigt werden, etwa Kinderarbeit und Artenschutz, die vielen, die nach ethischen Kriterien investieren, wichtig sind. Im Gegenzug soll es für Fonds auch Pluspunkte geben, wenn sie etwa in alternative Energiequellen investieren. Auch soll sich die dann voll automatisierte Version laufend aktualisieren, wenn Fonds ihre Beteiligungen umschichten.

Finanziert wird das Projekt zunächst mit Förderungen, etwa von aws und ashoka, und mit "philantropischen Geldern", sagte Colard. Auf Dauer soll es aber auch über Angebote für Firmen eigene Einnahmen geben. "Wir sind die Nachhaltigkeitsdatenlieferanten", so Colard.

Bei den bewerteten Fonds mache er sich mit seiner Arbeit "nicht immer Freunde", sagt Colard, aber es brauche wohl etwas öffentlichen Druck, um die Fonds zu nachhaltigeren Investitionen zu motivieren. Er versuche ein Schnittstelle zwischen Zivilgesellschaft und Finanzwirtschaft zu sein und sehe sich "wie Trivago", nur im Gegensatz zum Reiseportal gebe man keine Städtenamen sondern Fondsbezeichnungen als Suchbegriffe ein.

(APA)

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