Die Geburtsstunde einer neuen U-Bahn-Linie

Rot-grün-blauer Pflichttermin: Der Spatenstich zum Ausbau des U-Bahnnetzes erfolgte (v.li.) durch Planungsstadträtin Vassilakou (Grüne), Verkehrsminister Hofer (FPÖ), Stadträtin Sima (SPÖ) und Wiener Linien-Geschäftsführer Steinbauer.
Rot-grün-blauer Pflichttermin: Der Spatenstich zum Ausbau des U-Bahnnetzes erfolgte (v.li.) durch Planungsstadträtin Vassilakou (Grüne), Verkehrsminister Hofer (FPÖ), Stadträtin Sima (SPÖ) und Wiener Linien-Geschäftsführer Steinbauer.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Die Bauarbeiten für den Ausbau der U2 Richtung Süden und den Neubau der vollautomatischen U5 haben am Montag offiziell begonnen. Bemerkbar machen sich die Arbeiten bereits auf der Triester Straße und der Pilgramgasse.

Wien. Streng genommen ist die Erweiterung des Wiener U-Bahn-Netzes schon vor Jahren losgegangen: Planungen, Probebohrungen, großflächige Verlegung von Rohren und Kabeln (wie derzeit auf der Mariahilfer Straße) laufen seit Langem. Am Montag erfolgte nun der offizielle Spatenstich für den Ausbau der U2 und den Neubau der U5 – und zwar auf dem Matzleinsdorfer Platz, der zu einem wichtigen Ort des Ausbaus wird.

2 Gebäude müssen dem U-Bahn-Ausbau weichen: Das ist angesichts des dicht verbauten Stadtgebiets, unter dem die neuen Trassen entstehen, relativ wenig. Bei dem einen Gebäude handelt es sich um ein Blumengeschäft an der Triester Straße, das bereits abgerissen wurde. Ebendort erfolgte am Montag der Spatenstich zu jenem Schacht, durch den sich die sogenannte Tunnelbohrmaschine ihren Weg in die Stadt hinein bohren wird. Beim zweiten Gebäude handelt es sich um ein (mittlerweile leer stehendes) Wohnhaus in der Hofmühlgasse (Mariahilf.) Da hier ein neuer Zugang zur Station Pilgramgasse entsteht, wird das Gebäude 2019 abgerissen.

12 Meter in 24 Stunden kann sich die Tunnelbohrmaschine (Spitzname: Maulwurf) fortbewegen, sie wird dabei die U-Bahn-Trassen in den Untergrund bohren. Das abgebaute Material wird nach hinten transportiert, der so entstehende Tunnel mit Stahlbeton ausgekleidet.

13 A. Eine nach wie vor ungeklärte Frage im Zuge des U-Bahn-Ausbaus betrifft Wiens wichtigste Buslinie, den 13A. Dieser kann ab Mitte 2019 nicht mehr durch die Kirchengasse Richtung Alser Straße fahren, weil hier acht Jahre lang die U2-Station Neubaugasse entsteht. Die von den Wiener Linien geplante Ausweichroute durch die Neubaugasse wird aber vom grünen Bezirksvorsteher Markus Reiter abgelehnt. Eine Teilung der Buslinie, die sechs Bezirke miteinander verbindet, scheint derzeit als Notlösung wahrscheinlich.

30 bis 35 Meter: So tief wird die neue Strecke der U2 (und damit auch die Stationen) vom Rathaus kommend Richtung Matzleinsdorfer Platz gebaut. Das ist deshalb notwendig, weil die neuen U2-Stationen teils unter bereits bestehenden (Neubau- und Pilgramgasse) errichtet werden. Da U-Bahn-Züge keine großen Höhenunterschiede schaffen (maximal vier Prozent), muss die U2 auf ihrer neuen Strecke Richtung Süden schon ab dem Schottentor durchgehend auf 30 bis 35 Metern Tiefe verkehren.

2000 Quadratmeter ist jene Überplattung groß, die derzeit über dem Wienfluss entsteht. Denn um den Straßenverkehr entlang der Wienzeile nicht allzu sehr zu behindern, errichten die Wiener Linien nun neben der U4-Station Pilgramgasse über dem Wienfluss eine Platte. Auf dieser sollen dann Baumaterialen und -geräte gelagert werden können, wenn die Station ausgebaut wird. Die lärmintensiven Bauarbeiten laufen bereits – auch während der Nachtstunden.

2019 wird es ernst. Ebendort, bei der Station Pilgramgasse, werden die Fahrgäste ab Februar 2019 nicht mehr bei der Station Pilgramgasse ein- und aussteigen können. Die U4 wird für ein Jahr nicht in der Station halten (sondern durchfahren), im Sommer wird die Station Pilgramgasse dann für zwei Monate komplett gesperrt und der U4-Verkehr zwischen Längenfeldgasse und Karlsplatz eingestellt. Ersatzbusse wird es geben, auch die Buslinien in der Gegend (14A, 57A, 59A) werden verstärkt geführt.

20.000 Lkw-Fahrten innerhalb der Stadt wird man sich während der Bauarbeiten durch den Tunnel vom Matzleinsdorfer Platz bis in den siebenten Bezirk sparen – da ein großer Teil des Bauschutts unterirdisch bis zur Triester Straße transportiert werden wird.

AUF EINEN BLICK

Die U2 bekommt ab 2026 ab der Station Rathaus Richtung Süden eine neue Strecke, die sie über die Neubau-, Pilgramgasse und die neue Station Reinprechtsdorfer Straße zum Matzleinsdorfer Platz (der künftigen vorläufigen Endstation) führen wird. Dafür übernimmt ab 2024 die vollautomatische neue Linie U5 die bisherige U2-Strecke zwischen Karlsplatz und Rathaus und wird bis Frankhplatz ausgebaut.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2018)

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