Die bulgarische Polizei hat einen Verdächtigen in Zusammenhang mit dem Mord an der Investigativjournalistin Viktoria Marinowa festgenommen, nach Überpfüfung des Alibis aber wieder freigelassen.
Die bulgarische Polizei hat nach Angaben aus Regierungskreisen im Zusammenhang mit der Ermordung der Journalistin Viktoria Marinowa einen Verdächtigen festgenommen - allerdings nur kurzzeitig. Der Rumäne, der noch nicht offiziell als Verdächtiger eingestuft worden war, komme frei, teilte der Polizeichef der nordbulgarischen Stadt Russe, Teodor Atanasow, am Dienstag mit. Es gebe "keine neuen Fakten oder Informationen".
Die Leiche der 30 Jahre alten Viktoria Marinowa, Moderatorin eines lokalen Kabelsenders, war am Samstag in einem Park am Donauufer in Russe entdeckt worden, wo sie joggen gegangen war. Sie wurde vergewaltigt. Die bulgarische Polizei ermittelt eigenen Angaben zufolge vor allem im kriminellen Milieu. Sie geht von einem Einzeltäter aus. Doch es gibt auch Anhaltspunkte für einen möglichen beruflichen Hintergrund der Tat.
Bulgarien ist für Journalisten ein schwieriges Arbeitsumfeld. Die Organisation Reporter ohne Grenzen berichtete in ihrem jüngsten Report, das Einschüchterungsversuche und Drohungen zuletzt zugenommen hätten. Auf dem weltweiten Index der Pressefreiheit ist der Staat, der seit 2007 EU-Mitglied ist, in den vergangenen fünf Jahren stetig gefallen, von Platz 87 (2013) auf 111 (2018). Er liegt damit innerhalb der EU an letzter Stelle.
Zusätzlich war das Thema, das Marinowa zuletzt bearbeitet hatte, brisant: An der jüngsten Ausgabe der von ihr moderierten Sendung "Detektor" hatten Investigativjournalisten aus Bulgarien und Rumänien teilgenommen, die zu einem angeblichen Betrug mit EU-Fördergeldern recherchiert hatten. Marinova ist die dritte Journalistin, die innerhalb des vergangenen Jahres in der EU ermordet wurde.
(APA)