Geigengesang: Tjeknavorian spielt Sibelius

Feiger Emmanuel Tjeknavorian.
Feiger Emmanuel Tjeknavorian.(c) imago/CHROMORANGE
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Im Musikverein gab es Jubel für den Jungstar, auch für die St. Petersburger Philharmoniker mit Schostakowitsch.

36 unvorstellbare Stunden dauerte das Morden am 29. und 30. September 1941 vor den Toren Kiews: Am Ende türmten sich die Leichen von fast 34.000 Menschen in der „Weiberschlucht“ (ukrainisch Babyn Jar, russisch Babij Jar). Die nazideutschen Besatzer hatten die verbliebene jüdische Bevölkerung der Stadt, Männer, Frauen und Kinder, in einem beispiellosen Massaker erschossen. Durch den Antisemitismus der Stalin-Ära war das Verbrechen noch lang ein Tabuthema; 1962 packte Dmitri Schostakowitsch es im Stirnsatz seiner Symphonie Nr. 13 an, in dem er das Gedicht „Babij Jar“ von Jewgenij Jewtuschenko vertonte.

Gemeinsam mit weiterer Lyrik ergibt das ein düster lastendes Klanggemälde über das Leben in einem (unausgesprochen) diktatorischen System, das prompt Textänderungen erzwingt. Petr Migunov mit hellem Bass und plastischer Diktion, die Herren des Wiener Singvereins und die St. Petersburger Philharmoniker unter Yuri Temirkanov breiteten es mit Nachdruck und Schärfe im Musikverein aus: Nicht einmal dem pastoralen Hoffnungsschimmer am Ende will man da trauen.

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