Griechenland: "Retter von Lesbos" gestorben

Oberleutnant zur See Kyriakos Papadopoulos
Oberleutnant zur See Kyriakos PapadopoulosΑPΕ-ΜPΕ/topontiki.gr
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Der Küstenwachenoffizier Kyriakos Papadopoulos rettete zusammen mit der Besatzung seines Schiffs mindestens 5000 Migranten und Flüchtlinge aus der Ägäis.

Der als Retter Tausender Flüchtlinge und Migranten in der Ostägäis bekannt gewordene griechische Oberleutnant zur See Kyriakos Papadopoulos ist tot. Er sei im Alter von nur 44 Jahren einem Herzinfarkt erlegen, teilte die griechische Küstenwache am Mittwoch mit.

Der Offizier hatte allein 2015 und 2016, als die Massenwanderung aus Nahost und Mittelasien über die Türkei nach Griechenland und weiter nach Norden ihren Höhepunkt erreichte, zusammen mit der Besatzung seines Küstenwachboots Nr. 602 mindestens 5000 Menschen aus dem Meer vor der Insel Lesbos gerettet. In diesen zwei Jahren hatten mehr als eine Million Migranten die Ägäis überquert. Mindestens 1200 Menschen kamen um.

Dokumentarfilm über die Einsätze

Als Offizier wurde er international bekannt, als 2017 ein Dokumentarfilm (4,1 Seemeilen - 4,1 Miles) für den Oscar in dieser Kategorie nominiert war. Darin werden die dramatischen Einsätze des Offiziers und seiner Besatzung gezeigt und ihre Gefühle beschrieben.

Papadopoulos, dessen Karriere bei der Küstenwache 1999 begonnen hatte, habe gezeigt, dass Griechenland "inmitten der schweren Finanzkrise den Werten des Humanismus treu geblieben" sei, erklärte der griechische Minister für Schifffahrt, Fotis Kouvelis, am Mittwoch. Die Insel Lesbos trauere, berichtete das Staatsfernsehen (ERT).

2001 ging alles los

Vor seinem Job bei der Küstenwache war Papadopoulos zwei Jahre Matrose in der Handelsschiffahrt gewesen. Im September 2001 sahen er und seine Leute auf der "602" erstmals ein Boot mit Migranten, die aus der nahen Türkei übersetzen wollten: Es waren zehn Afghanen, man brachte sie an Land. "Das war danach ein ganzes Jahr lang Gesprächsthema Nummer eins auf Lesbos", erzählte Papadopoulos, der selbst dieser Insel mit ihren rund 86.000 Einwohnern entstammte.

In den folgenden Jahren seien "ab und zu" Boote mit Afghanen und Afrikanern gekommen, aber der wahre Startschuss der Welle sei der Beginn des syrischen Bürgerkriegs 2011 gewesen. Das habe den bisher eher ruhigen, im Allgemeinen sogar sehr schönen Job auf dem Meer in der herrlichen Gegend zum Bestandteil einer "Tragödie" gemacht.

Schon Ende 2014, sagte Papadopulos einst, seien täglich 50 bis 100 Menschen auf Lesbos angekommen, Anfang 2015 schon Hunderte bis Tausende. Der Großteil der Migranten gelangt über Lesbos weiter nach Europa.

Papadopoulos im Einsatz
Papadopoulos im Einsatzekathimerini.com

"Die meisten Unfälle geschahen bei schlechtem Wetter. Die Leute kamen auf kaum seetauglichen Booten und hatten keine passenden Rettungswesten für Kinder. Das sind genau die, die verdammt sind, die von einem Moment auf den anderen sterben können, oft vor deinen Augen. Und das ist etwas, an das man sich nie gewöhnen kann", sagte der Vater zweier Töchter im Alter von (heute) etwa acht und 16 Jahren im Vorjahr.

"Es gab sehr harte Momente"

Dennoch habe er nie wirklich daran gedacht, den Job hinzuschmeissen: "Es gab sehr harte Momente. Aber wenn wir wieder einmal auch nur einen Menschen gerettet hatten, verlieh mir das Kraft zum Durchhalten. Ich habe dann die grausamen Szenen vergessen und weitergemacht."

Papadopoulos schätzte den genannten Film "4,1 Miles" über die Arbeit seiner Crew mehr als jede griechische Auszeichnung: "Dadurch haben unsere Verwandten und Freunde eigentlich erst gesehen, was da passiert und was wir machen. Wissen Sie, wir reden eigentlich wenig über unsere Arbeit auf See, das tun wir meist nur innerhalb der Mannschaft und mit Berufskollegen."

>>> Trailer zum Film "4,1 Miles":

(dpa/wg)

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