Elmar Oberhausers obskure Fragen nach dem Mossad auf Puls 4

Elmar Oberhauser (Mitte) wurde auch „Elmo“ oder „Bär“ genannt, war unter anderem ORF-Informationschef.
Elmar Oberhauser (Mitte) wurde auch „Elmo“ oder „Bär“ genannt, war unter anderem ORF-Informationschef. (c) Screenshot
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Jörg Haider starb vor zehn Jahren, Puls 4 holte ORF-Urgestein Elmar Oberhauser als Moderator ins Haus. Das Ergebnis war eine Diskussion, die aus der Zeit fiel.

So fühlt es sich also an, wenn man eine Zeitkapsel öffnet: Wer am späten Mittwochabend Puls 4 einschaltete, hörte einige altvertraute Stimmen – und Themen. Das lag an Jörg Haider, aber vielmehr noch an Moderator Elmar Oberhauser. Der „Bär“, wie der 71-Jährige genannt wurde, gab bei Puls 4 den Gastmoderator, und die Vorstellungsrunde startete er mit sich selbst: „Mein Name ist Elmar Oberhauser. Ich war bis vor ein paar Jahren, bis der damalige und immer noch Generaldirektor mich hinausschmeißen hat lassen, beim ORF tätig.“

Bei den Namen seiner Gäste war er übrigens nicht ganz so firm, schien aber vor allem davon begeistert, dass der ehemalige FPÖ-Politiker Peter Sichrovsky eine „unglaublich interessante Persönlichkeit ist“. Für den Zuseher war übrigens vor allem interessant, welche Frage Oberhauser tatsächlich umzutreiben schien: „Ist Jörg Haider so ums Leben gekommen, wie man es gemeinhin schildert – also bei einem Unfall?“ Das Justizministerium wollte sich, wie Oberhauser sagte, dazu nicht äußern, also wandte er sich an Sichrovsky: „Halten Sie es für möglich, dass der Mossad, der israelische Auslandsgeheimdienst, ein Attentat verübt hat?“ Das sei „eine Frage, die ihm viele Leute mitgegeben“ hätten.

„Eine fast schon idiotische Theorie“

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Sichrovsky, dessen Wechsel vom Journalismus in die FPÖ in den 90ern für einiges Aufsehen gesorgt hatte (vor allem, weil er Jude ist), war darauf offenbar nicht gefasst. „Wozu?“ fragt er genervt. Die Verschwörungstheorien im Netz würden ihn nicht interessieren. „Meiner Meinung nach ist das nicht nur ausgeschlossen, sondern eine absurde, fast schon idiotische Theorie“, sagte er. Als Zuseher wunderte man sich ebenso über Oberhausers Fragen. Besonders, weil er nicht dazusagte, dass es 2005 Medienberichte darüber gab, dass Sichrovsky für den Mossad gearbeitet haben soll. Alles sehr obskur, die Sendung machte es nicht klarer. Ganz im Gegenteil.

Oberhauser, verunsichert, verlor den Faden, fasste sich wieder, nahm dann andere Themen auf, die logischer erschienen. Populismus etwa. An der Meinung der einzigen jüngeren Diskutantin, der Politologin Eva Zeglovits, war Oberhauser ganz offensichtlich nicht interessiert, auch Haider-Biografin Christa Zöchling blieb außen vor. Die Diskussion wurde von Vergangenheitsfragen bestimmt, ja getragen. Man ließ die Neunziger und die Jahrtausendwende aufleben, und die anwesenden Herren schienen es zu genießen.

Das war übrigens ein großer Unterschied zum ORF, wo am Sonntagabend „Im Zentrum“ zu demselben Thema diskutiert wurde. Bei Claudia Reiterer rutschte die Runde in Gegenwartsthemen wie Kickls Polizeipferde ab, auf Puls 4 zelebrierten die Herren (die Damen kamen ja kaum zu Wort) vergangene Zeiten. Aber so ist das eben mit Zeitkapseln.

Zu Gast bei Elmar Oberhauser:

  • Peter Sichrovsky, ehem. FPÖ-Generalsekretär, Journalist und Autor
  • Peter Kostelka, ehem. SPÖ-Klubobmann, früherer Freund von Jörg Haider – später polit. Gegenspieler
  • Andreas Khol, ehem. ÖVP-Klubobmann und Nationalratspräsident
  • Christa Zöchling, Profil-Journalistin und Haider-Biografin
  • Eva Zeglovits, Politologin und Meinungsforscherin
  • Herbert Scheibner, ehem. FPÖ-Klubobmann und Verteidigungsminister

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