Wie Apple mit Zulieferern Schluss macht

Symbolbild.
Symbolbild. (c) REUTERS (Lucas Jackson)
  • Drucken

Der iPhone-Bauer kauft dem Chiphersteller Dialog „sein“ Geschäft ab. Andere Zulieferer hat Apple dreister ausgebremst.

Wien. Seit Steve Jobs vor über zehn Jahren das erste iPhone in die Kameras hielt, war der britisch-deutsche Chiphersteller Dialog Semiconductor mit an Bord. Mit den Halbleitern seines treuen Zulieferers verlängert Apple die Lebensdauer der iPhone-Akkus.

Seit gestern übernimmt der kalifornische Konzern diese Aufgabe lieber selbst. Apple kauft Dialog um 600 Millionen US-Dollar Patente und 300 Ingenieure ab, die bisher an Chips für das iPhone gearbeitet hatten. Im Deal enthalten sind auch Vorschüsse für jene Chips, die die Amerikaner in den kommenden drei Jahren bei Dialog kaufen wollten. Bisher steht Apple für drei Viertel des Umsatzes von Dialog, von 2022 an dürften es noch 35 bis 40 Prozent sein, sagte Dialog-Vorstand Jalal Bagherli.

Prestige und Abhängigkeit

Und dennoch kann er zufrieden sein. Denn was sein Unternehmen erlebt hat, war die freundlichste Variante von Apple, mit seinen Zulieferern Schluss zu machen. Gerüchte, dass der Elektronikkonzern mehr Chips in Eigenregie bauen will, haben die Dialog-Aktie zuletzt stark unter Druck gebracht. Der Donnerstag brachte die erhoffte Klarheit – die Dialog-Papiere schossen um ein Drittel in die Höhe. Es hätte schlimmer kommen können. Denn das Schicksal, ein Apple-Zulieferer zu sein, ist kein leichtes. Natürlich, ein Vertrag mit dem iPhone-Bauer verspricht Prestige, gute Auslastung und neue Kunden. Doch beginnt Apple, sich anderweitig umzusehen, wird die hohe Abhängigkeit schnell zu einer ernsten Bedrohung.

2017 trennte sich Apple quasi über Nacht vom britischen Grafik-Chiphersteller Imagination, ebenfalls ein Lieferant der ersten Stunde. Apple hatte die Zeit genutzt, um Ingenieure abzuwerben und ein Konkurrenzprodukt im eigenen Haus zu entwickeln. Die Imagination-Aktie verlor fast zwei Drittel ihres Wertes. Schließlich sorgte Apple 2017 noch für mehr als die Hälfte der Umsätze bei Imagination. Nächstes Jahr dürfte der Elektronikriese schon ganz ohne seinen alten Partner auskommen. Die Logik dahinter war einleuchtend: Grafikchips sind nicht nur entscheidend für Videos und Spiele, sondern sind auch das Herzstück der Zukunftsthemen Augmented Reality und künstliche Intelligenz.

Zulieferer aus Österreich

Ein frühes Opfer war das Unternehmen PortalPlayer, das Audiosoftware für den iPod geliefert hatte. 90 Prozent des Umsatzes kamen von Apple – bis sich das Management 2005 für einen anderen Zulieferer entschied. Wenig später war PortalPlayer als eigenständiges Unternehmen Geschichte.

Auch der österreichische Apple-Zulieferer AMS Microsystems kennt die Vor- und Nachteile, die der berühmte Kunde mit sich bringt. Gerüchte, wonach Apple optische Sensoren auch von anderen Zulieferern kaufen oder gar selbst produzieren will, sorgen seit Sommer für einen Rückgang der AMS-Aktien. Zwar liefert das Unternehmen auch Sensoren an andere Smartphone-Hersteller. Leicht zu verkraften wäre ein Abgang von Apple wohl dennoch nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Geld & Finanzen

70 Prozent in 7 Monaten verloren - Wie tief fällt die steirische ams?

Anleger blicken bange nach Zürich. Dort geht die Talfahrt des steirischen Apple-Zulieferers ams weiter. Die Aktie verliert 13 Prozent. Analysten halbieren die Kursziele.
Geld & Finanzen

Steirischer Apple-Zulieferer ams löst Alarm an der Börse aus

Die Aktie des steirischen Chipherstellers ams startet mit Kursverlusten von mehr als 30 Prozent in den Handel. Der Kurssturz, ausgelöst durch einen enttäuschenden Ausblick auf das laufende Quartal, reißt europäische Technologiewerte mit.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.