USA und Türkei sollen Einigung über inhaftierten Pastor Brunson erzielt haben

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Der US-Sender NBS berichtet von einer "geheimen Vereinbarung", die den Weg für die Freilassung des US-Bürgers ebnen soll. Der Fall hatte die Beziehung beider Staaten schwer belastet.

Die USA und die Türkei haben im Streit um den seit zwei Jahren in der Türkei festgehaltenen US-Pastor Andrew Brunson einem Medienbericht zufolge eine Einigung erzielt. Der US-Sender NBC berichtete am Donnerstag unter Berufung auf hochrangige Regierungsvertreter von einer "geheimen Vereinbarung", die den Weg für die Freilassung Brunsons und dessen Rückkehr in die USA ebne.

Bei der Gerichtsverhandlung an diesem Freitag in der westtürkischen Küstenmetropole Izmir werde demnach erwartet, dass bestimmte Vorwürfe gegen den Geistlichen fallengelassen würden. Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert, bestätigte eine solche Einigung nicht. "Ich kenne keine solche Vereinbarung", sagte Nauert am Donnerstag in Washington. Brunson werden in der Türkei Unterstützung von Terrorgruppen sowie Spionage vorgeworfen.

Brunson war im Oktober 2016 wegen Terrorvorwürfen in der Türkei festgenommen und wenig später in Untersuchungshaft genommen worden. Ende Juli hatte ein Gericht die Haft in Hausarrest umgewandelt. Der Fall hatte eine schwere Krise zwischen den NATO-Partnern USA und Türkei ausgelöst. Um Brunson freizubekommen, hatten die USA im August Sanktionen und Strafzölle gegen die Türkei verhängt. Die türkische Landeswährung Lira brach daraufhin auf historische Tiefstände ein.

USA will wirtschaftlichen Druck von Türkei nehmen

Vor der Fortsetzung des Prozesses hatte Brunsons Anwalt Ismail Cem Halavurt der Deutschen Presse-Agentur gesagt, er erwarte, dass der Hausarrest aufgehoben werde und sein Mandant ausreisen dürfe. Am Mittwoch hatte US-Außenminister Mike Pompeo gesagt, er sei sehr zuversichtlich, dass Brunson in Kürze in die USA zurückkehren könne.

NBC berichtete, die Einzelheiten der Vereinbarung seien unklar. Mit dem Fall vertraute Personen sagten aber, sie beinhalte eine Zusage der USA, wirtschaftlichen Druck von der Türkei zu nehmen. Die Regierung von Präsident Donald Trump sei allerdings nicht vollständig überzeugt davon, dass die Türkei der Vereinbarung folgen werde. Grund dafür sei, dass die Regierung in Ankara bereits vor Monaten kurz vor einer entsprechenden Zusage gestanden habe. Allerdings hat sich die wirtschaftliche Lage in der Türkei seitdem deutlich verschlechtert.

Vergangene Woche hatte Brunsons Anwalt beim Verfassungsgericht in Ankara Einspruch gegen den Hausarrest und die Ausreisesperre eingelegt. Er bezeichnete diese als "rechtswidrig". Brunson war vor seiner Festnahme Pastor in einer evangelikalen Kirche in Izmir. Trump - der Brunson eine "patriotische Geisel" nannte - hat mehrfach persönlich die Freilassung des Pastors gefordert.

Nauert verwies am Donnerstag darauf, dass nicht nur Brunson in der Türkei festgehalten werde. Der NASA-Wissenschaftler Serkan Gölge - ein US-Staatsbürger - sowie einheimische Mitarbeiter von diplomatischen Vertretungen der USA seien in der Türkei inhaftiert. Die US-Regierung kümmere sich um alle diese Fälle.

(APA/dpa)

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