Ein Staubsauger als Elektroauto?

Der Staubsauger-Hersteller Dyson plant ein Elektroauto
Der Staubsauger-Hersteller Dyson plant ein ElektroautoBritish GQ/Twitter
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Der Staubsauger-Hersteller Dyson plant ein Elektroauto und das schon seit 27 Jahren. Wie das Fahrzeug letztendlich aussehen wird, ist ein Geheimnis - ein streng gehütetes.

Wie wird wohl ein Auto aussehen, das von einem Staubsaugerhersteller geplant wird? Es ist ein wohl gehütetes Geheimnis. "Wir sprechen mit niemandem über neue Produkte. Die Konkurrenz ist uns auf den Fersen", sagte der Entwickler und hielt dabei sein Black Book fest in der Hand. Nicht einmal mit seiner Lebensgefährtin spricht er über seinen Tagesablauf. "Das wäre Betrug an den Kollegen", sagte der gebürtige Schweizer.

Die Techniker von Dyson tragen ihre Geheimnisse stets bei sich. Jeder der 4.500 Entwickler auf dem Unternehmensgelände in Malmesbury bei London hat sein Black Book mit all seinen Ideen und Kreationen unter dem Arm. Details über neue Produkte gibt keiner auf Nachfrage bekannt, schon gar nicht, wenn es um die Entwicklung des Elektroautos geht, das im Jahr 2021 bereits zum Verkauf stehen soll.

Betriebsspionage ist unmöglich

Auch wenn Journalisten durchs Gelände geführt werden, lässt sich das millionenschwere Unternehmen nicht in die Karten schauen. Die Herstellung von heiklen Produkten findet an diesem Tag einfach nicht statt. Alle Tests und Untersuchungen, ob die Erzeugnisse den hohen Ansprüchen entsprechen, werden ausnahmslos hausintern durchgeführt. Detaillierte Umsatzzahlen werden gehütet wie ein Schatz. Betriebsspionage sei unmöglich, was vor allem an der enorm hohen Loyalität der Mitarbeiter liege, wie auch Aerodynamik-Ingenieur Stefan Koch im APA-Gespräch betonte.

Denn vor allem in Asien werden die Technologien gerne kopiert, das ist auch der am stärksten wachsende Markt von Dyson. Der Saugroboter "360 Eye" etwa wurde nun in Japan als erstes auf den Markt gebracht. Neben der von Dyson patentierten Zyklonentechnologie erkennt das Gerät mit einem Vision-System inklusive Panoramakamera sowie Sensoren, wo bereits geputzt wurde. Der Benutzer sieht über eine App, wo der Saugroboter bereits unterwegs war, auch wenn er nicht zu Hause ist. Dass das Gerät auch über kleinere Stufen fährt, war vor allem für Japan und China interessant, sagte "360 Eye"-Entwickler John Ord, da in japanischen Wohnungen die Schuhe vor der Tür in einer tiefergelegten Ablage aus Tatami - eine Art Bastmatte - abgestellt werden. Voraussichtlich 2019 wird der Staubsauger auch in Österreich erhältlich sein.

Ein Elektroauto soll es werden - 2020 dann

Die Entwicklung des Elektrofahrzeugs von Dyson wird unter strengsten Sicherheitsbedingungen durchgeführt. Erst im vergangenen Jahr wurde das Vorhaben des E-Autos bekannt, obwohl bereits seit 27 Jahren daran getüftelt wird. 2020 soll der Launch erfolgen, 2021 startet der Verkauf. "Wir sind im Zeitplan", sagte das Unternehmen der APA.

Dyson-CEO Jim Rowan brachte unter anderem einen Ventilator auf den Markt
Dyson-CEO Jim Rowan brachte unter anderem einen Ventilator auf den MarktREUTERS

Ein 400-köpfiges Team - die Hälfte davon extra angeworben - hat bereits das neue Technologiezentrum auf dem ehemaligen Flugplatz Hullavington bezogen. Für 84 Millionen Pfund (rund 95 Millionen Euro) wurden zwei Hangars aus dem Jahr 1938 umgebaut. Drei weitere Gebäude, versteckt hinter hohen Zäunen, werden in den kommenden Monaten fertiggestellt, die weitere Testflächen von 15.000 Quadratmeter und Platz für weitere 300 Mitarbeiter bieten werden.

Geplant sind auf dem Gelände ein Cafe, ein Sportzentrum, Erholungsflächen für die insgesamt mehr als 2.000 Mitarbeiter, die auf dem ehemaligen Flugplatz tätig werden. Herzstück wird die zehn Kilometer lange Teststrecke, die sämtliche Straßenqualitäten imitieren soll - asphaltierte Bereiche, Offroad-Routen, Schnellstraßen-Simulationen und Testhänge, um die Steigungen auszuprobieren. Auch eine Fast Road-Route ist geplant, um die Höchstgeschwindigkeit des Autos zu testen. Seit 1995 stand das Flugplatz-Gelände leer.

Batterietechnologie noch unklar

Mit welcher Batterie das neue Elektroauto ausgestattet sein wird, dabei hielt sich Dyson auf APA-Anfrage sehr bedeckt. "Wir arbeiten an einer Reihe von Batterietechnologien, sowohl Festkörper- als auch andere chemische Technologien", hieß es vonseiten des Unternehmens. Dyson hält 175 Patente in der Herstellung von Hochleistungs-Batteriezellen. Ingenieure in Großbritannien sowie USA, Japan und Singapur treiben die Entwicklung dafür voran. "Derzeit werden Zellen getestet, die die Energiedichte in Batterien verdreifachen können."

Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren seinen Fokus auf Akkus mit langer Laufzeit gelegt. Fünf Jahre lang wurde etwa an dem neuen Produkt "Cyclone V10" getüftelt. Der Bodenstaubsauger kommt völlig ohne Kabel aus. Die Laufzeit hält bis zu einer Stunde, laut Firmengründer James Dyson lässt sich damit eine große Wohnung ohne lästiges Stromkabel reinigen. "Das ist der Grund, weshalb Dyson aufhört, in kabelgebundene Staubsauger zu investieren", meinte der Geschäftsführer.

Eines der Firmengeheimnisse wurde nun von James Dyson in New York enthüllt. Er präsentierte den "Airwrap", ein Haarstyling-Gerät, das sowohl als Trockner, Lockenstab als auch als Glätter verwendet werden kann. Das Beauty-Produkt arbeitet mit dem sogenannten Coanda-Effekt, der entsteht, wenn ein Luftstrom mit hoher Geschwindigkeit nahe an einer Oberfläche entlang fließt und aufgrund von Druckunterschieden, die durch die Oberfläche verursacht werden, an ebendieser anhaftet. Das Aerodynamik-Team von Dyson hat sich dieses Prinzip zu Nutzen gemacht, um damit Haare zu stylen. Sechs Jahre Entwicklung und 24 Millionen Pfund Investition in Forschung und Entwicklung stecken im "Airwrap".

(APA)

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