Sebastian Kurz und der heiße Kampf um das kalte Herz

Sebastian Kurz beim Besuch eines Pflegekrankenhauses im Mai 2018.
Sebastian Kurz beim Besuch eines Pflegekrankenhauses im Mai 2018.HERBERT P. OCZERET / APA / picturedesk.com
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Kanzler Kurz hat die ÖVP aus dem Eck der sozialen Kälte geholt - am Samstag unter anderem mit Ankündigungen zu einer Pflegereform. Dafür machte man auch teure Zugeständnisse.

Wien. Vielleicht ist Sebastian Kurz wirklich so ein höflicher, junger Mann. Vielleicht hat er auch einfach nur die besseren Berater. Wer jedenfalls bei den diesjährigen „Sommergesprächen“ des ORF bei einem Heurigen in Niederösterreich genau aufgepasst hat, hat bemerkt, dass sich Kurz als einziger Parteichef bei der Kellnerin bedankt hat.

„Vielen Dank“, sagte der Bundeskanzler, als ihm die Dame zu Beginn des Interviews ein Glas Wasser hinstellte. Alle anderen – vom damaligen SPÖ-Chef Christian Kern bis zur Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger – haben die Kellnerin schlicht ignoriert.

Es war eine kleine Geste, wie damals im Februar 2018, als er einem „Standard“-Redakteur die Teekanne ins Büro trug. Als der Journalist ein Foto davon auf Twitter postete, musste er sich viel Häme anhören. Das gefiel dem linksdominierten sozialen Netzwerk gar nicht: Ein Bundeskanzler, der als sympathisch und höflich rüberkommt. Lieber stellt man ihn als Kanzler mit kaltem Herzen dar. Das ist auch schon das Geheimnis des Erfolgs von Sebastian Kurz.

Es gelang ihm – oder eher seinen Beratern und Strategen –, dass die ÖVP nicht mehr als Partei der sozialen Kälte dasteht, die nur für die Wirtschaft Politik macht und der es egal ist, wenn die Menschen auf der Strecke bleiben. Bis zur Wahl 2017 hat die SPÖ mit dieser Masche alle Wahlkämpfe gewonnen.

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