Moskau sieht in Zulassung von ukrainisch-orthodoxer Kirche "Provokation"

July 28 2018 Kiev Ukraine Ukrainian President Petro Poroshenko R and Patriarch of Ukrainian
July 28 2018 Kiev Ukraine Ukrainian President Petro Poroshenko R and Patriarch of Ukrainianimago/ZUMA Press
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Der russische Außenminister Lawrow wirft den USA Einflussnahme vor. Das sei jedoch überall verboten, so der Minister.

Die russische Regierung hat die USA für die Abspaltung der ukrainisch-orthodoxen Kirche von Moskau verantwortlich gemacht. Die Entscheidung des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel zur Zulassung einer eigenständigen ukrainisch-orthodoxen Kirche sei eine "Provokation", die "mit direkter öffentlicher Unterstützung aus Washington" geschehen sei, so Außenminister Sergej Lawrow am Freitag.

Lawrow zeigte sich erbost über die Anerkennung für die Abspaltung der ukrainischen Orthodoxen. Er warf den USA eine "Einmischung in Kirchenangelegenheiten" vor. Dies sei "in der Ukraine, in Russland und, so hoffe ich, in jedem normalen Staat gesetzlich verboten", sagte er in einem Interview, das auf der Website des russischen Außenministeriums veröffentlicht wurde.

Das in Istanbul ansässige Ökumenische Patriarchat hatte am Donnerstag in einer von Patriarch Bartholomaios I. geleiteten Sitzung der Loslösung der ukrainisch-orthodoxen Kirche von Moskau zugestimmt. Die historische Entscheidung ermöglicht es den Orthodoxen in der Ukraine erstmals seit 332 Jahren, sich der Aufsicht der russisch-orthodoxen Kirche zu entziehen.

Abspaltung 1992 nicht anerkannt

In der Ukraine hatte sich nach der staatlichen Unabhängigkeit 1992 ein Teil der Moskau zugehörigen orthodoxen Kirche abgespalten, doch wurde dies bisher nicht von der Kirchenführung anerkannt. Der Patriarch Filaret wurde von Moskau exkommuniziert. Nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Moskau 2014 verschärfte sich der Streit, die ukrainisch-orthodoxe Kirche beantragte auch offiziell ihre Unabhängigkeit.

Bartholomaios I. ist das Oberhaupt der orthodoxen Christen und gilt unter den Patriarchen als "Erster unter Gleichen". Die Loslösung der ukrainischen Kirche von Moskau bedurfte daher seiner Zustimmung. Das Patriarchat entschied außerdem, den Patriarchen von Kiew, Filaret Denisenko, wieder einzusetzen. Die Entscheidung von Patriarch Bartholomaios I. dürfte die Spannungen zwischen Moskau und Kiew nun verstärken.

Der größte Teil der Orthodoxen in der Ukraine gehört noch dem Moskauer Patriarchat an. Die Regierung in Kiew kündigte an, einen "Krieg der Religionen" verhindern zu wollen und jeder Gemeinde die Entscheidung zu überlassen, ob sie sich weiter von Moskau vertreten lassen oder zur ukrainisch-orthodoxen Kirche übertreten will.

(APA/AFP)

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