USA: Tauwetter mit der Türkei

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US-TURKEY-DIPLOMACY-PASTOR-TRUMP-POLITICSAPA/AFP/ROBERTO SCHMIDT
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Nach Freilassung des US-Pastors spricht Trump vom Ende der rauen Beziehungen. Und deutet das Ende seines Verteidigungsministers an.

Washington. Zwischen den Nato-Partnern USA und Türkei zeichnet sich nach der Freilassung des US-Pastors Andrew Brunson eine Entspannung ab. „Wir stehen der Türkei heute ganz anders gegenüber als gestern, und wir haben die Chance, einander wirklich viel näherzukommen“, sagte US-Präsident Donald Trump am Samstag während eines Treffens mit Brunson im Weißen Haus.

Trump kündigte zwar kein Ende der Strafmaßnahmen gegen die Türkei an. Er begrüßte aber, dass die Zeit der „rauen Beziehungen“ zwischen beiden Ländern vorüber sei. Im Streit über Brunson hatte der US-Präsident im August eine Verdoppelung der Zölle aus Aluminium- und Stahlimporten aus der Türkei angekündigt und damit die türkische Lira weiter auf Talfahrt geschickt. Die Türkei steckt ohnehin in einer tiefen Wirtschaftskrise. Trump steht vor Zwischenwahlen und hat viele Wähler unter den Evangelikalen in den USA.

Brunson fiel im Oval Office neben dem US-Präsidenten auf die Knie. Er legte seine Hand auf Trumps Schulter und sprach ein Gebet, in dem er darum bat, Gott möge Trump „übernatürliche Weisheit“ verleihen. Trump selbst dankte dem türkischen Präsidenten, Recep Tayyip Erdoğan, für seine Hilfe bei Brunsons Freilassung. Dies sei nicht einfach für Erdoğan gewesen, sagte der US-Präsident. Es habe aber keine Abmachung mit der türkischen Regierung gegeben. Erdoğan bekräftigte auf Twitter nochmals, die türkische Justiz sei unabhängig. Er hoffe, die Türkei und die USA würden ihre Kooperation als Verbündete fortsetzen und gemeinsam gegen Extremistengruppen kämpfen.

Innenpolitisch geht es für Donald Trump freilich weiterhin turbulent zu. In einem Interview mit dem Sender CBS deutete der US-Präsident jedenfalls ein Ausscheiden von Verteidigungsminister Jim Mattis an. Er wisse nicht, ob Mattis zurücktrete, sagte Trump, aber „es könnte sein, dass er es tut“. Und weiter: „Ich glaube, er ist eine Art Demokrat, wenn Sie die Wahrheit hören wollen. Aber General Mattis ist ein guter Kerl. Wir kommen gut aus miteinander. Er könnte gehen.“

Der Star-Journalist Bob Woodward hatte in seinem Enthüllungsbuch „Fear“ berichtet, Mattis habe sich mehrfach herablassend über Trump geäußert. Etwa damit, dass Trump das politische Verständnis eines Fünft- oder Sechstklässlers habe. (ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.10.2018)

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