Terror-Akt in Köln? Angeschossener Geiselnehmer noch auf Intensivstation

Tatort Apotheke - im Kölner Hauptbahnhof verschanzte sich ein Mann mit einer Geisel.
Tatort Apotheke - im Kölner Hauptbahnhof verschanzte sich ein Mann mit einer Geisel.APA/AFP/dpa/MARIUS BECKER
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Erst warf er einen Molotowcocktail in ein Burger-Restaurant, dann nahm er eine Geisel in einer Apotheke im Kölner Hauptbahnhof. Es könnte sich um einen amtsbekannten Syrer handeln.

Der bewaffnete Täter zündete einen Molotowcocktail im Schnellrestaurant und verschanzte sich dann mit einer Geisel in der Apotheke. Nach den dramatischen Stunden im Kölner Hauptbahnhof am Montag mit vier Verletzten prüfen die Ermittler unter anderem einen möglichen terroristischen Hintergrund der Taten. Am Tatort wurden unterdessen Papiere eines 55 Jahre alten Syrers gefunden.

Die Identität des Mannes war weiterhin nicht eindeutig geklärt. Die Polizei hat eine Wohnung in Köln durchsucht. Dabei beschlagnahmten die Beamten Beweismittel, die nun ausgewertet werden, wie eine Polizeisprecherin am Dienstag sagte.

Ein Spezialeinsatzkommando hatte am Montagnachmittag die Apotheke gestürmt und den Geiselnehmer durch Schüsse schwer verletzt. Die Geisel erlitt leichte Verletzungen. Im nahen Schnellrestaurant war zu Mittag ein 14-jähriges Mädchen durch den Brandsatz verletzt worden. Eine weitere Person im Schnellrestaurant erlitt durch das Zünden des Molotowcocktails einen Schock.

Die Ermittler gehen davon aus, dass unter anderem die ausgelöste Sprinkleranlage mit ihren Wassermassen den Täter dazu veranlasste, das Schnellrestaurant zu verlassen. In der gegenüberliegenden Apotheke verschanzte er sich mit einer Frau als Geisel. Der Mann war mit Gaskartuschen und Brandbeschleuniger bewaffnet, wie die Ermittler mitteilten. Seine Geisel hatte er mit Benzin übergossen, bevor er sich in einer Ecke der Apotheke verschanzte. Sie musste schließlich mittelschwer verletzt behandelt werden. Beamte des Spezialeinsatzkommandos schossen den Geiselnehmer nieder. Er wurde der Polizeisprecherin zufolge nach einer Notoperation am Dienstag weiter auf einer Intensivstation behandelt.

Täter soll "Daesh" gerufen haben

"Im Zusammenhang mit dem Betreten der Apotheke soll er Passanten zufolge auch gerufen haben, dass er zur Terrorgruppe Daesh gehört", sagte Einsatzleiter Klaus Rüschenschmidt am Montagabend. "Daesh" ist der arabische Name für die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Weitere Hinweise dazu gebe es aber nicht. Der Geiselnehmer soll unter anderem die Freilassung einer Tunesierin aus dem Gefängnis gefordert haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordversuchs, Geiselnahme und gefährlicher Körperverletzung.

Die Ermittler müssen außerdem noch die Identität des Täters zweifelsfrei klären. Am Tatort wurden Papiere eines 55 Jahre alten Syrers gefunden, der eine Duldung bis Mitte 2021 erhalten habe. Der Inhaber des Aufenthaltstitels sei seit 2016 relativ bekannt wegen verschiedener Delikte wie Diebstahl und Bedrohung. Der Geiselnehmer sei nach den ersten Ermittlungen mit "hoher Wahrscheinlichkeit" der Inhaber.

Zehntausende Bahnreisende betroffen

Der Kölner Hauptbahnhof gehört zu den meistfrequentierten Bahnhöfen in Deutschland. Der Schienenknotenpunkt liegt im Stadtzentrum direkt neben dem Kölner Dom. Täglich durchströmen ihn rund 1300 Züge, bis zu 280.000 Reisende kommen hier auf elf Gleisen an oder fahren ab.

Von der bis in den Abend dauernden Vollsperrung des Hauptbahnhofs waren vermutlich Zehntausende Reisende und Hunderte Züge betroffen. Die Deutsche Bahn kündigte an, die Zugverbindungen so rasch wie möglich wieder nach Plan anbieten zu wollen. Das könne einige Stunden dauern, da erst die Züge und die Mitarbeiter an Ort und Stelle sein müssten.

(APA/dpa)

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