SPD will auf Vorstandsklausur über Neuausrichtung reden

Die Stimmung ist mehr als gedrückt nach der Wahl in Bayern: SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen mit SPD-Chefin Andrea Nahles.
Die Stimmung ist mehr als gedrückt nach der Wahl in Bayern: SPD-Spitzenkandidatin Natascha Kohnen mit SPD-Chefin Andrea Nahles.APA/dpa/Carsten Koall
  • Drucken

Generalsekretär Klingbeil fordert nach der Hessen-Wahl eine Debatte, die dann "sicherlich auch zu Konsequenzen führen" wird. Der Chef der Jungen Sozialisten fordert eine Entscheidung.

Die SPD will auf einer Vorstandsklausur am 4. und 5. November über die Ergebnisse der Landtagswahlen in Bayern und bis dahin auch Hessen sowie eine Neuausrichtung der Partei beraten. Das kündigte Generalsekretär Lars Klingbeil nach einer Sitzung des Parteivorstands am Montag in Berlin an. Diese Debatte werde dann "sicherlich auch zu Konsequenzen führen", sagte Klingbeil weiter.

"Wir werden uns sorgfältig anschauen, was die Gründe für das schlechte Abschneiden der SPD sind", sagte der Generalsekretär mit Blick auf den Absturz der Partei in Bayern, wo die Sozialdemokraten am Sonntag nur noch 9,7 Prozent der Stimmen erhalten haben. Er hob zugleich hervor, die Ausgangssituation für die Landtagswahl in knapp zwei Wochen in Hessen sei eine völlig andere. Hier gebe es die Chance für die SPD, mit Thorsten Schäfer-Gümbel den nächsten Ministerpräsidenten zu stellen.

Zur Bayern-Wahl sagte Klingbeil, dass es "natürlich auch die Performance der Großen Koalition ist, die alles andere als Rückenwind für die Wahlkämpfer war". Zu Forderungen aus den eigenen Reihen nach einem Ausstieg aus der "GroKo" äußerte sich Klingbeil zurückhaltend.

Er glaube, "dass weder der Gang in die Opposition noch das krampfhafte Festhalten an einer Koalition" das allein Richtige sei, sagte er. Auf jeden Fall seien jedoch die Verluste der SPD, aber auch der CSU "ein Signal an die Große Koalition, das gestern von Bayern ausgegangen ist".

Der Vorsitzende der Jungen Sozialisten, Kevin Kühnert (SPD), sieht die Große Koalition am Scheideweg. "Entweder wir versuchen noch ein weiteres Mal, die Koalitionspartner zur Vernunft zu bringen. Oder wir gehen", sagte der Chef des SPD-Nachwuchses der "Rheinischen Post" (Montag). Die Haltung der Jusos sei bekannt. Diese waren von Anfang an gegen das Regierungsbündnis.

Was nicht gehe, das sei die Inszenierung als Koalitionspartei, die mit den Unzulänglichkeiten der Koalition nichts zu tun habe. "Das versteht kein Mensch." Auf Floskeln, dass man jetzt "gründlich analysieren müsse" oder der "Streit in der Union nicht hilfreich gewesen sei", habe er keine Lust mehr, sagte Kühnert. Auf den Unionsstreit hatte unter anderen SPD-Chefin Andrea Nahles hingewiesen.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Das Interesse an Seehofers Pressekonferenz in Berlin ist groß.
Außenpolitik

Seehofer will sich der CSU-Basis auf Parteitag stellen

Der Parteichef sieht die bayerische CSU im "Sandwich" zwischen Grünen und AfD. Der Partei fehle es an Großstadtkompetenz und Profil beim Klimaschutz.
 Horst Seehofer in seinem Element – als ironischer und hintersinniger Welterklärer in der Bundespressekonferenz in Berlin. „Ich bin kein Teilzeitbeschäftigter“, erklärte der 69-Jährige. Und er betont: „Ich fürchte keine Personaldiskussion.“
Außenpolitik

Deutschland: Seehofer im Show- und Kampfmodus

Der CSU-Chef zeigt sich ganz entspannt: „Ich fürchte keine Personaldiskussion.“
Für Anhänger der SPD gab es am Sonntag in Bayern nichts zu jubeln.
Außenpolitik

In der SPD rumort es: "Kompromisse bis zur Gesichtslosigkeit"

Der SPD-Fraktionschef in Nordrhein-Westfalen sieht das Verlassen der Großen Koalition als einzigen Ausweg. Den linken Flügel der deutschen Sozialdemokraten hat er dabei auf seiner Seite.
Angela Merkels Politik der ruhigen Hand  verkehrt sich in ihr Gegenteil. Ihre Koalition kommt nicht aus der Krise, und auch sie selbst gerät zunehmend unter Druck der eigenen Partei.
Außenpolitik

Drei Szenarien: Schicksalswochen einer Kanzlerin

Drei Szenarien. Wie geht es nach der Bayern-Wahl und vor der Hessen-Wahl weiter mit der Koalition in Berlin und Angela Merkel? Die Regierung könnte weiterwursteln, platzen – oder die Kanzlerin geht.
Es sieht so aus, als sei Deutschland bis auf Weiteres zum großkoalitionären Stillstand verdammt.
Leitartikel

Auf Deutschland kommen unruhige Zeiten zu

Die Ära der Volksparteien und berechenbarer Regierungen geht zu Ende. Das einzige Bindemittel der Großen Koalition in Berlin ist die Angst vor Neuwahlen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.