Bedeutung von Arbeit nimmt ab – trotzdem will jeder Fünfte mehr davon

Frau mit Decke, Hund und Laptop auf Wiese
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Nur mehr 43 Prozent der Österreicher bezeichnen den Job als "sehr wichtig", das sind deutlich weniger als noch vor 30 Jahren.

Die Wertigkeit von Arbeit und Freizeit in Österreich wandelt sich, Der Anteil jener Menschen, die die Arbeit als sehr wichtig einstufen ist gesunken, während Freizeit und Freunde stärker an Bedeutung gewinnen. Trotzdem wollen 22 Prozent der Befragten sogar mehr arbeiten, nur wenige wünschen sich eine kürzere Arbeitszeit.. Das zeigt die Erhebung "Sozialstruktur und Wertewandel in Österreich. Trends 1986–2016" (siehe auch Grafik unten).

Die Forscher haben 2000 Teilnehmer unter anderem gefragt, wie wichtig ihnen vier zentrale Lebensbereiche sind. Für 64 Prozent der Österreicher ist die Familie immer noch "sehr wichtig", hier gab es einen Rückgang um sechs Prozentpunkte. Freizeit und Arbeit sind gleichgezogen: Während im Jahr 1986 für 53 Prozent der Job noch "sehr wichtig" war, sind es heute nur noch 43 Prozent, genauso viele wie beim Lebensbereich Freizeit, wo es einen Anstieg von drei Prozentpunkten im 30-Jahre-Vergleich gibt.

Dass es bei jenen, die Freunde als "sehr wichtig" einstuften, einen relativ starken Anstieg von 27 Prozent auf 41 Prozent gab, führt Co-Autor Franz Höllinger von der Universität Graz auf das gestiegene Alter bei der Familiengründung zurück: "Mit Heirat und Kindern wird die Familie wichtiger".

Hohe Teilzeitquote bei Frauen

"Österreich weist im europäischen Vergleich heute eine hohe Beschäftigungsquote auf, wobei die Erwerbsquote von Frauen seit den 1980er-Jahren von 50 auf 72 Prozent gestiegen ist. Ein Spezifikum in Österreich - und nur mit den Niederlanden vergleichbar - ist die hohe Teilzeitquote der Frauen von 47 Prozent", erklärt Höllinger.

Ein zentraler Aspekt im Zusammenhang mit der Arbeitszeit sei die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit, Familie und Privatleben. Hier hätten sich die Arbeitszeitwünsche in den Jahren 1986 bis 2016 wenig verändert: "Die meisten Befragten sind mit der Arbeitszeit zufrieden. Ihr Anteil ist von 68 Prozent im Jahr 1986 auf 72 Prozent im Jahr 2016 sogar leicht gestiegen", so Höllinger. Dass Teilzeitbeschäftigte gerne mehr arbeiten würden, lasse sich anhand der Erhebung nicht bestätigen. Insbesondere Frauen mit Kindern seien mit dieser Lösung sehr zufrieden.

Immer mehr haben Probleme mit Stress

"Die Arbeits- und Berufszufriedenheit ist in Österreich generell hoch, allerdings werde Stress zunehmend als belastende Bedingung genannt", schilderte Höllinger. So haben im Jahr 2016 bereits 45 Prozent der Befragten diese Angabe gemacht, drei Jahrzehnte früher waren es noch 36 Prozent. "Stresserfahrungen am Arbeitsplatz stehen mit einem reduzierten gesundheitlichen Befinden in Zusammenhang", sagte der Soziologe.

Sozialer Survey Österreich

Die 26 Autoren der seit dem Jahr 1986 zum vierten Mal durchgeführten repräsentativen nationalen Bevölkerungsumfrage haben Daten zu grundlegenden Werteorientierungen und Einstellungen zu zentralen gesellschaftlichen Lebensbereichen erhoben. Beteiligt waren Soziologen der Universitäten in Linz, Graz und Wien. Bei persönlichen Interviews bekamen die mehr als 2000 Teilnehmer rund 200 Fragen gestellt.

>>> zur Studie (kostenpflichtiges E-Book)

(sk/APA)

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