Überschuldete Staaten enden nicht zwingend im Bankrott. Belgien befreite sich aus einer ähnlichen Misere wie jene Italiens. Will Rom das auch tun, muss es so ziemlich alles ändern.
Wien. Gerade noch zeitgerecht hat die italienische Regierung den umstrittenen Haushaltsplan Montagnacht verabschiedet und zur Prüfung nach Brüssel geschickt. Schon im Vorfeld warnten Ökonomen, dass die Koalition aus linken und rechten Populisten dem überschuldeten Land damit den Weg in den Staatsbankrott ebne. Spätestens wenn Ende Oktober die großen Ratingagenturen ihr Machtwort über das Land sprechen, könne sich Italien in ein zweites Griechenland verwandeln.
Aber das muss nicht sein. Die hohe Staatsverschuldung von 132 Prozent der Wirtschaftsleistung sei noch kein Grund, nur noch über Staatspleite und Schuldenschnitt zu sprechen, schreibt die Brüsseler Ideenschmiede Bruegel. Auch andere hoch verschuldete Euroländer hätten den Weg aus der Schuldenmisere geschafft. Doch dafür müsste Italiens Politik so ziemlich alles anders machen als bisher – und dem Beispiel Belgiens folgen.
Die Ausgangslage der beiden Volkswirtschaften ist durchaus vergleichbar. Zwischen 1970 und 1990 herrschten in Italien und Belgien politisch sehr instabile Verhältnisse. Rom erlebte 24 Regierungen in zwei Jahrzehnten, die die öffentlichen Schulden auf 130 Prozent des BIP explodieren ließen. In Belgien häuften unterdessen 16 Regierungen einen Schuldenberg von 140 Prozent des BIP an. Als 1999 der Euro kam, hatten beide Länder ihre Staatsschulden ausreichend gesenkt, um Mitglied im Klub werden zu dürfen. Auch die Wirtschaftsleistung pro Kopf war in beiden Ländern nahezu identisch.