KZ-Arzt Josef Mengele sucht Sex und überdenkt seine Lage

Im Roman „Das Verschwinden des Josef Mengele“ demontiert Olivier Guez, am Mittwoch in Wien, die Legende vom ungreifbaren NS-Täter.

Geschichten über NS-Verbrecher und das Nazi-Regime überhaupt haben auf dem fremdsprachigen Buchmarkt unbestreitbar auch den Reiz des Prickelnd-Dämonischen, ja, Exotischen. In Frankreich wurde Jonathan Littells Roman „Die Wohlmeinenden“ über einen SS-Mörder zu einem der meistgekauften Bücher des neuen Jahrtausends. Auch zwei der erfolgreichsten französischen Romane des vergangenen Jahres handeln von NS-Untätern.

Der eine, „Die Tagesordnung“ von ?ric Vuillard, erzählt mit grotesken Zügen von Begegnungen Hitlers – etwa mit deutschen Industriemagnaten, Chamberlain oder dem österreichischen Kanzler Kurt Schuschnigg. Der zweite Roman, „Das Verschwinden des Josef Mengele“, wird am heutigen Mittwoch von seinem Autor, Olivier Guez, in Wien präsentiert. Es vergegenwärtigt das Nachkriegsleben des KZ-Arztes, der in Auschwitz über Tod und Leben entschied, grausame medizinische Versuche an Erwachsenen, Kindern und Säuglingen durchführte und reulos blieb bis zuletzt. Beide Bücher waren im vergangenen Herbst in der engsten Auswahl für den wichtigsten französischen Literaturpreis, den Prix Goncourt, Vuillard gewann. Dass diese zwei Bücher zu den literarisch wertvollsten zählen, was die französische Literatur zuletzt zu bieten hatte, ist dennoch zu bezweifeln.

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