Zeitung: Khashoggi in Istanbuler Konsulat gefoltert und enthauptet

Der Eingang zum saudiarabischen Konsulat in Istanbul.
Der Eingang zum saudiarabischen Konsulat in Istanbul.APA/AFP/OZAN KOSE
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Eine türkische Zeitung will im Besitz von Tonaufnahmen sein, in denen der saudiarabische Journalist getötet wird. Auch der Konsul soll darauf zu hören sein. US-Präsident Trump pocht auf die Unschuldsvermutung.

Was ist mit Jamal Khashoggi passiert? Diese Frage ist immer noch nicht beantwortet. Der Fall des saudischen, regierungskritischen Journalisten ist nun um einen türkischen Medienbericht reicher, der behauptet, dass er im saudiarabischen Konsulat in Istanbul gefoltert und enthauptet wurde.

Die türkische Zeitung "Yeni Safak" berichtete am Mittwoch unter Berufung auf eine angebliche Audioaufnahme von dem Geschehen, saudiarabische Agenten hätten dem Journalisten Khashoggi während eines Verhörs die Finger abgeschnitten und ihn später enthauptet.

Demnach ist auf der Aufnahme zu hören, wie der saudiarabische Konsul Mohammed al-Otabi sagt: "Macht das draußen, ihr werdet mir Probleme bereiten." Daraufhin habe ihm ein Mann erwidert: "Wenn du leben willst, wenn du nach Saudiarabien zurückkehrst, sei still." Al-Otaibi verließ am Dienstag Istanbul in Richtung Riad. Das regierungsnahe Blatt "Yeni Safak" erklärte nicht, woher die Audioaufnahme stammte oder wie sie daran gekommen ist.

Die "Washington Post", für die Khashoggi seit seiner Flucht in die USA vergangenes Jahr als Kolumnist arbeitete, hatte bereits über Audio- und Videoaufnahmen berichtet, die belegen sollen, dass Khashoggi im Konsulat gefoltert und getötet worden sei. Die türkischen Medien veröffentlichen seit dem Verschwinden Khashoggis am 2. Oktober regelmäßig Details aus den Polizeiermittlungen, haben aber bisher noch keinen Beweis für den Tod des Journalisten vorgelegt.

Trump betont Unschuldsvermutung

Nach Ansicht von US-Präsident Donald Trump muss auch für Riad die Unschuldsvermutung gelten. "Jetzt wird wieder gesagt: 'Du bist schuldig, bis deine Unschuld bewiesen ist'", kritisierte Trump gegenüber der US-Nachrichtenagentur AP am Dienstag. "Ich mag das nicht." Außenminister Mike Pompeo reiste nach Treffen am Dienstag mit König und Kronprinz in Saudiarabien in die Türkei weiter.

Pompeo traf am Flughafen in Ankara den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, vor dessen Reise nach Moldau, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. An dem rund 30-minütigen Gespräch nahmen demnach auch der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu, Erdogans Sprecher Ibrahim Kalin und Geheimdienstchef Hakan Fidan teil. Pompeo habe sich anschließend noch mal zu einem Einzelgespräch mit Cavusoglu getroffen, meldete Anadolu.

Trump zog in seinen Äußerungen auch Parallelen zu den Missbrauchsvorwürfen gegen den neuen Supreme-Court-Richter Brett Kavanaugh. Auch Kavanaugh habe sich in seinen Augen als "unschuldig" erwiesen, sagte der Präsident. Im Fall Khashoggi müsse jetzt erst einmal herausgefunden werden, was passiert sei. Bereits zuvor schrieb Trump auf Twitter, Riad habe eine "vollständige Untersuchung" zugesagt. Antworten zu dem Fall will Saudi-Arabien demnach in Kürze liefern.

Saudiarabien gibt an, aufklären zu wollen

US-Außenminister Pompeo erklärte indes nach Gesprächen mit der saudiarabischen Führung in Riad zu dem Fall Khashoggi in einer Pressemitteilung: "Mein Urteil nach den Treffen ist, dass es ein ernsthaftes Bekenntnis gibt, alle Fakten zu finden und Verlässlichkeit zu garantieren, auch die Verlässlichkeit gegenüber hochrangigen saudischen Führungsfiguren und Beamten."

Pompeo war im Auftrag Trumps am Dienstag zu Besuch in der saudiarabischen Hauptstadt, um dem Fall nachzugehen. Er wurde dort vom Kronprinzen, von König Salman und Außenminister Adel al-Jubeir empfangen. Umgehend nach dem Gespräch mit al-Jubeir sagte Pompeos Sprecherin Heather Nauert, die beiden Minister seien sich einig gewesen hinsichtlich "der Bedeutung einer vertieften, transparenten Untersuchung" im Fall Khashoggi.

Der saudiarabische Journalist Khashoggi war am 2. Oktober in das saudiarabische Konsulat Saudiarabiens in Istanbul gegangen, um ein Dokument für seine Hochzeit abzuholen, und ist seither verschwunden. Türkische Ermittler hegen den Verdacht, dass er dort ermordet wurde. Riad bestreitet dies, ist aber den Beweis schuldig geblieben, dass der Journalist das Konsulat lebend wieder verließ.

Für das Weiße Haus steht in dieser Affäre viel auf dem Spiel, da sich Trump in seiner Nahost-Politik sehr stark auf das sunnitische Saudi-Arabien stützt. Seit Amtsantritt des US-Präsidenten hat sich das zuvor abgekühlte Verhältnis zwischen den beiden Partnern deutlich verbessert. Die USA und Saudi-Arabien sehen vor allem im schiitischen Iran einen gemeinsamen Feind, den bekämpfen wollen.

(APA/AFP/dpa/Reuters)


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