Schulgelder umschichten: "Dann gehen andere Schulen verloren"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Von der ÖVP Wien kommt Widerstand gegen den Vorstoß, Geld an Brennpunktschulen zu verlagern. Man halte nichts von Drohgebärden und Erpressung.

Dass Wiens SPÖ-Bildungsdirektor Heinrich Himmer Gelder zu Brennpunktschulen umschichten will – und, falls es nicht mehr Geld vom Bund gibt, Schulen mit weniger sozialen Problemen Mittel wegnehmen könnte -, stößt bei der Wiener ÖVP auf Widerstand: „Ich halte nichts von Drohgebärden gegen den Bundesminister und Erpressung“, sagt Bildungssprecherin Sabine Schwarz im Gespräch mit der „Presse“.

Wenn man Mittel zu den Brennpunktschulen verlagere, könne es passieren, dass andere Schulen, die mit ihren derzeitigen Lehrern und Ressourcen gut funktionieren, dann nicht mehr funktionieren. „Da kann es sein, dass uns einige Schulen verloren gehen, die diese Ressourcen trotzdem brauchen.“ Ein solches Modell führe zu einem „Gegeneinander der Schulen“, sagt Schwarz. „Das kann nicht das Ziel sein.“

Schwarz hinterfragt Modell

Schwarz hinterfragt generell den sogenannten Chancenindex, nach dem Wien das Geld in Zukunft vergeben will. Dabei wird Geld nach Kriterien wie sozialem Hintergrund, Bildungsstand der Eltern oder Umgangssprache der Kinder vergeben. Stärker belastete Schulen bekommen dann etwa mehr Personal. „Es gibt genügend Kinder, die aus Elternhäusern kommen, in denen finanzielle Mittel da sind – die aber trotzdem nicht gefördert werden.“

Mehr Ressourcen für Brennpunktschulen hält die ÖVP Wien für den richtigen Weg – allerdings solle Wien mit den eigenen Mitteln für mehr Unterstützungspersonal sorgen: 70 Sozialpädagogen würden demnach rund drei Millionen Euro pro Jahr kosten. „Das kann Wien nicht erklären, dass das Geld dafür nicht da ist.“ Zudem seien von den versprochenen 100 Schulsozialarbeitern erst 27 da.

Professoren stellen sich dagegen

Ein „klares Nein zu Umverteilung zulasten Wiener Gymnasien“ kommt auch von der Wiener Professorenunion (ÖPU). „Viele Gymnasien können mit den derzeit zur Verfügung stehenden Ressourcen kaum noch die gesetzlich vorgeschriebenen Unterrichtsangebote bedecken“, sagt die Wiener Gymnasienvertreterin Ursula Hafner. Sie sieht Himmers Vorstoß als "Angriff auf die Ressourcen der Wiener Gymnasien".

Es brauche mehr Ressourcen für besonders belastete Schulen, nicht nur im Pflichtschulbereich. Die Professorenunion unterstütze daher die Forderung nach Zusatzressourcen und mehr Supportpersonal. "Wenn Bildungsdirektor Himmer meint, die Wiener Schulen gegeneinander ausspielen zu können, irrt er", sagt Hafner. Man werde sich weiter für eine adäquate Ausstattung einsetzen - vor allem auch für die Gymnasien.

(beba)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wenn eine Schule mehr bekommt, bekommt eine andere weniger, so Bildungsdirektor Himmer. Außer es gibt zusätzliches Geld.
Schule

Wien will Geld zu Brennpunktschulen verlagern

Schulen mit schwierigen Bedingungen sollen in Wien mehr Mittel bekommen. Den anderen könnte dafür etwas weggenommen werden – sofern es nicht mehr Geld vom Bund gibt. Treffen könnte das unter anderem die Gymnasien.
(c) Fabry
Schule

Jeden Tag mindestens eine Anzeige

Wien hat erstmals mit der Polizei Zahlen zu Gewalt an Schulen erhoben und daraus nun Maßnahmen erarbeitet. Unter anderem bei den Suspendierungen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.