„Wichtiges Kulturgut“: Ludwig gegen Fiakerverbot

Die Schäden durch Pferdehufe betragen in Wiens Innenstadt laut Bezirk jährlich 750.000 Euro.
Die Schäden durch Pferdehufe betragen in Wiens Innenstadt laut Bezirk jährlich 750.000 Euro.APA/HELMUT FOHRINGER
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Der Wiener Bürgermeister ist gegen ein Ende der Touristenattraktion und will mit Bezirkschef Figl eine Lösung finden.

Wien. In der Diskussion darüber, ob es in der Wiener Innenstadt weniger oder sogar gar keine Fiaker mehr geben soll, hat sich nun Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zu Wort gemeldet – und stärkt dabei den Fiakerunternehmern den Rücken: Die Fiaker seien ein „wichtiges Kulturgut“, das nicht nur Touristen, sondern auch Wiener schätzen würden.

Ein Ende der Fiaker in der Innenstadt – wie von Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) gedroht – schließt Ludwig aus. „Wir werden da sicher eine gute Lösung finden, dass die Fiaker auch in Zukunft in Wien Bestand haben“, so Ludwig am Rande eines Pressetermins. Er stehe mit den Kutschern und Figl in Kontakt.

Ob die Stadt dem Bezirk bei den Straßenschäden durch Pferdehufe – laut Figl jährliche Kosten von 750.000 Euro, die zu 60 Prozent vom Bezirk getragen werden – mehr unter die Arme greifen werde, ließ der Bürgermeister offen. Nur so viel: „Kosten entstehen immer, wenn Straßen benützt werden. Das gilt für alle Verkehrsmittel.“ Er sei sich sicher, „dass die Fiaker keine Bedrohung der Straßen im ersten Bezirk darstellen werden.“

Die Sprecherin der Fiakerunternehmen in der Wiener Wirtschaftskammer, Ursula Chytracek, will Figls Vorstoß nicht kommentieren. Die Fiaker, so Chytracek, wollen die Debatte erst einmal abwarten und sich nicht einmischen.

Mit dem Schnitzel auf Fahrt

Mitten in der Fiakerdiskussion wurde auch eine neue Kooperation präsentiert, die das Signature Dish der Stadt, das Schnitzel, per Pferd durch Wiens Innenstadt schickt: Das junge Unternehmen Riding Dinner und das Hotel Grand Ferdinand am Schubertring starten am kommenden Samstag mit ihrem „Riding Schnitzel“. Sightseeing und Schnitzelessen (im Fiaker mit Gurkenrahm- und Erdäpfelsalat sowie einer Zitronenscheibe samt Sardellenringerl serviert) sollen verbunden werden.

Zwei Gläser Champagner und ein auf dem Kutschbock mitfahrender Butler sollen für Luxusgefühle während der Rundfahrt (Kosten: 145 Euro/Person) sorgen. Gestartet wird (nach Anmeldung) jeden Samstag um 14 Uhr vor dem Grand Ferdinand, wo man durch die großen Fenster den Schnitzelköchen beim Klopfen, Panieren und Backen zusehen kann. Die Halterungen für die Champagnergläser in den Kutschen hat man sich übrigens von Yachtausstattungen abgeschaut.

Überraschend mag sein, dass die bisherigen Riding Dinner (etwa mit dem Schwarzen Kameel und dem Landtmann) zu einem überwiegenden Teil von Wienern gebucht werden. Die Pferde lassen sich durch den Schnitzelduft übrigens nicht irritieren. Die Menschen, an denen man mit seinem Schnitzel und seinem wackelsicher verankerten Champagnerglas vorbeifährt, schon eher. (red./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2018)

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