EU-Ansehen nach Brexit-Chaos auf Rekordhoch

Die Eurobarometer-Erhebungen zeigen einen signifikanten Aufschwung seit dem britischen Austrittsreferendum im Juni 2016.
Die Eurobarometer-Erhebungen zeigen einen signifikanten Aufschwung seit dem britischen Austrittsreferendum im Juni 2016.imago/i Images
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Austrittsreferenden in anderen Ländern hätten derzeit keine Aussicht auf Erfolg.

Wien/Brüssel. Acht Monate sind es noch bis zu den Europawahlen – und die Zustimmung der Bürger zur Europäischen Union liegt auf einem Rekordniveau. 62 Prozent der Befragten sehen die Mitgliedschaft ihres Landes positiv, wie eine aktuelle Eurobarometer-Umfrage zeigt. Dies ist der höchste Wert seit 25 Jahren. 68 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass ihr Land von der EU-Mitgliedschaft profitiert habe. In Österreich sehen 60 Prozent einen Nutzen in der EU-Mitgliedschaft, um sechs Prozentpunkte mehr als beim Eurobarometer im April. 48 Prozent der Österreicher bewerten die EU-Mitgliedschaft positiv.

Die Eurobarometer-Erhebungen zeigen einen signifikanten Aufschwung seit dem britischen Austrittsreferendum im Juni 2016. Ähnliche Bestrebungen in anderen EU-Staaten hätten derzeit wohl kaum Aussicht auf Erfolg: 64 Prozent der EU-Bürger würden bei einem Austrittsreferendum für den Verbleib ihres Landes in der Union stimmen, 17 Prozent dagegen. In Österreich gebe es eine klare Mehrheit von 54 Prozent gegen den Austritt, lediglich 20 Prozent können sich für einen „Öxit“ erwärmen. Der Rest ist unentschlossen.

Auch die Briten würden aktuell mit einer deutlichen Mehrheit für die Europäische Union stimmen: 53 Prozent sprechen sich für die Mitgliedschaft ihres Landes aus, nur 35 Prozent dagegen. 60 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass ihr Land einen Nutzen aus der EU-Mitgliedschaft hat – und nur 30 Prozent sind gegenteiliger Meinung. Das Ergebnis ist angesichts des Brexit-Chaos der vergangenen Monate wenig verwunderlich – nach wie vor ist völlig unklar, wie die künftigen Beziehungen zwischen Brüssel und London nach dem Austritt gestaltet sein sollen.

Niedrigste Zustimmung in Italien

Die niedrigsten Zustimmungswerte der Eurobarometer-Umfrage erreichte Italien: Viereinhalb Monate nach dem Amtsantritt der Regierung aus der rechten Lega und der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung liegt die EU-Zustimmung bei nur 44 Prozent der Befragten. Allerdings befürworten 65 Prozent der Italiener den Euro. Der europäische Durchschnitt beträgt 61 Prozent.

Als wichtigste Themen für die Europawahl nannten die Österreicher die Einwanderung (53%), die soziale Absicherung von EU-Bürgern (51%), den Schutz der Außengrenzen (48%) sowie den Kampf gegen Klimawandel und Jugendarbeitslosigkeit (jeweils 45%). Die Umfrage wurde im September in allen 28 Mitgliedsländern unter 27.601 EU-Bürgern durchgeführt. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2018)

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