Wieso ein öffentliches WC kein Geschäft sein darf

Die Presse
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Die neue "WC-Strategie" der MA 48 ist streng: Ein Privater darf mit der WC-Anlage in der Wiener Opernpassage kein Geschäft machen. Das macht die Stadt Wien lieber selber.

Gerhard Neuhold ist ganz schön sauer, und man kann es ihm nicht verdenken: Seine WC-Anlage wird ihm mit Jahreswechsel weggenommen. Nicht seine eigene, private – Gott behüte. Nein, es geht um die Toilettenanlage in der Wiener Opernpassage, die er seit dem Jahr 2000 als Pächter betreibt. Sie ist eine echte Touristen-Attraktion. Prospekte preisen ihre „auserlesene aristokratische Gestaltung“ an, und die Walzerklänge sind natürlich auch nicht ohne. 110.000 Euro Umsatz macht Neuhold damit immerhin im Jahr. Doch jetzt hat die zuständige MA48 beschieden: Neuhold ist bei dem schönen Geschäft draußen. Weil, so steht es in einem Brief an Neuhold: „Die Stadt Wien evaluiert derzeit ihre WC-Strategie, mit dem Ziel, die Corporate Identity ihrer öffentlichen Bedürfnisanstalten an eine neue, hochwertige und serviceorientierte Produktlinie anzupassen.“
Man lernt nie aus. Andererseits: Warum auch nicht? Ist es nicht höchst an der Zeit, öffentliche WC-Anlagen von ihrem Schmuddelimage zu befreien und eine neue, moderne Produktidentität zu verpassen?

Neue WC-Strategie

Josef Thon, Chef der MA48, ist das jedenfalls ein dringendes Bedürfnis. In Wien gibt es über 200 öffentliche WC-Anlagen, sagt er, „und die wurden über die Jahre von einer Klientel frequentiert, dass keine Frau dort freiwillig hingegangen ist.“ Also habe man Zug um Zug die neue WC-Strategie umgesetzt: Die ersten 73 Anlagen wurden über fünf Jahre um insgesamt acht Millionen Euro hergerichtet. Heißt: Es gibt neue, einheitliche Hinweissysteme, es gibt viel Nirosta, um Vandalismus zu verhindern. Und es gibt Reinigungen drei Mal am Tag, sofern die Anlage nicht selbstreinigend ist.

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