Mehrheit der Österreicher für Bleiberecht von Asylwerbern in Lehre

Azubi zum Koch im Ausbildunsgzentrum Wedding Berlin Deutschland Young cooks at a training cent
Azubi zum Koch im Ausbildunsgzentrum Wedding Berlin Deutschland Young cooks at a training cent(c) imago/photothek (Thomas Koe hler/photothek.net)
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56 Prozent der Österreicher wollen, dass Lehrlinge, die auch Asylwerber sind, im Land bleiben. Frauen und jüngere Menschen sind in der Frage aufgeschlossener als Männer.

Eine Mehrheit von 56 Prozent ist laut einer aktuellen Umfrage dafür, dass Asylwerber, die eine Lehre machen, ein Bleiberecht in Österreich erhalten. Frauen und 16- bis 29-Jährige sind mit 62 Prozent aufgeschlossener als Männer und 30- bis 49-Jährige, wo nur jeder zweite für ein Aufenthaltsrecht ist.

Auf der anderen Seite stehen 32 Prozent dem Zugang von Asylwerbern zur Lehre ablehnend gegenüber. 8 Prozent können sich mit keiner der beiden Meinungen anschließen. Die Umfrage ist am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien präsentiert worden.

83 Prozent der Österreicher verfolgen Debatte

Konkret lautete die Fragestellung, welcher der beiden Meinungen man zustimmt. Zur Auswahl standen: "Die österreichische Wirtschaft braucht dringend Lehrlinge, geeignete Asylwerber sollen auch künftig eine Lehre in einem Mangelberuf anfangen dürfen und damit ein Bleiberecht bekommen" oder "Asylwerber sollten generell keinen Zugang zu einer Lehre in Mangelberufen erhalten, solange nicht geklärt ist, ob sie Asyl bekommen und auch in Österreich bleiben dürfen".

Die Online-Befragung, die das Market Institur zwischen dem 15. und 17. Oktober für die Arbeitgeberinitiative "z.l.ö. - zukunft.lehre.österreich" unter 820 Personen durchgeführt hat, ist den Angaben zufolge repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren und eine maximale Schwankungsbreite von 3,49 Prozent. Die Diskussion um das Thema haben 83 Prozent der Österreicher verfolgt. market-Chef Werner Beutelmeyer sprach von einer "gespaltenen Meinungslandschaft".

Regierung kündigte Bleiberecht für Lehrlinge auf

Im August hatte die Regierung angekündigt, die bis dato bestehende Möglichkeit für Asylwerber, auch ohne gültigen Aufenthaltstitel eine Lehre zu beginnen, abzuschaffen. Im September entschied die ÖVP-FPÖ-Regierung, bei einem negativen Entscheid auch während der Ausbildung abzuschieben. Kritik kam nicht nur von Hilfsorganisationen und Opposition. Auch die Wirtschaftskammer und einzelne ÖVP-Landehauptleute zeigten sich enttäuscht.

Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte, die Regierung habe eine "akkordierte Regelung" gefunden, Asyl von der Zuwanderung in den Arbeitsmarkt zu trennen. Dafür soll künftig ein eigener Aufenthaltstitel für Lehrlinge geschaffen werden. Konkret kündigte die Regierung an, Jugendlichen, die in Österreich einen Pflichtschulabschluss machen dürfen, die Möglichkeit zu geben, auch eine Lehre zu absolvieren.

Die Diskussion über das Thema wurde durch die Initiative "Ausbildung statt Abschiebung" befeuert, die der oberösterreichische Asyllandesrat Rudolf Anschober (Grüne) initiiert hatte. Über 60.000 Menschen unterstützen die Initiative, viele Unternehmen und Prominente stehen ebenfalls hinter der Aktion.

(APA)

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