Testessen: Cucina Cipriano

(c) die Presse (Carolina Frank)
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Hauptthema hier ist Fisch, schließlich hat der Koch auch schon als Fischer in der Lagune von Grado gearbeitet.

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„Ich koche, wasche aber auch die Teller, meine Frau serviert, putzt aber auch das Klo." (Und strahlt, darf man hinzufügen.) So umreißt Andrea Cipriano das Dasein als Neounternehmer – er und seine Frau Carmela führen (derzeit noch?) ohne Mitarbeiter das neue Cucina Cipriano Ecke Aegidigasse/Spalowskygasse im 6. Bezirk. Ein großzügiges, helles Lokal, mit der Hilfe von Freunden hergerichtet. Andrea Cipriano, der unter anderem im Taubenkobel, in der R&-Bar und im Melo-grano gearbeitet hat, stammt aus Grado, sie aus Neapel. Eine Nord-Süd-Linie, die man noch deutlicher spürbar machen will. Hauptthema hier ist Fisch, schließlich hat der Koch auch schon als Fischer in der Lagune von Grado gearbeitet. Und für Meeresgut hat er, wird sich herausstellen, wirklich ein Händchen. Seine Wildfangware bezieht er über eigene Kanäle direkt aus Italien. Und was aus ist, ist aus. Auf einer Tafel sind die Tagesspezialitäten zu lesen – es empfiehlt sich, gleich zu reservieren, was man unbedingt haben möchte. Sonst kann es passieren, dass er während des Bestellens aus der Küche angerannt kommt, ihr etwas ins Ohr flüstert, zurückrennt (siehe Anfang: ohne Mitarbeiter). Leider, die Insalata russa mit Garnelen sei jetzt aus – „der Nachbartisch . . ." Trösten können da auf seine herb-erfrischende Art der Bio-Prosecco Matiu (29 Euro die Flasche) sowie der atemberaubend gute friulanische Recyclingkäse Formadi Frant – sehr viel spannender als die lustigen, ansonsten aber wenig aufrüttelnden gepufften Penne mit Paradeissalsa zum Knabbern. Knusprige Triglie, Rotbarben, mit Paprikapüree und Ricotta kann man sich als Vorspeise teilen, wie auch die luftige Baccalá-Creme mit Roten Rüben (13,30 Euro). Eher für den Einpersonengenuss eignet sich die Crudoplatte, die sich als etwas spärlich mit Schwertmuscheln, rohen roten Garnelen (wenn vorhanden, zugreifen!) und Adlerfischtatar bestückter Teller herausstellt. Mit Fregola sarda, gerösteter Kugelpasta mit Muschelsugo, folgt man der Nord-Süd-Linie (mit 17,90 Euro recht forsch bepreist, wie auch Boreto mit Polenta, eine rustikale Gradeser Spezialität). Beim Adlerfischfilet mit Erbsencreme und Joghurt nimmt sich Cipriano bewusst zurück und lässt die tollen Grundprodukte wirken. Vielleicht die Überraschung des Abends: die aromatisch stimmige, fruchtige „Minestrone" mit Stangensellerieeis als Dessert. Ein grundsympathisches Lokal, in dem die Energieübertragung von Küche und Service noch ohne Reibungsverluste funktioniert.

Info

Cucina Cipriano, Aegidigasse 15, 1060 Wien, Tel.: +43/(0)660 164 76 08, Mo 18–23.30, Di–Fr 12–15, 18–23.30, Sa 12–23.30.

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