Sansibar: Wo der Pfeffer wächst

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Auf dem Geburtsarchipel von Freddie Mercury finden sich weiße Sandstrände, üppige Natur, aber auch viel Kultur und arabisch-afrikanisches Flair – und es wartet eine Ausbildung zum Gewürzprofi.

Eine gewisse Verwandtschaft zum Menschen lässt sich wohl nicht leugnen. Die putzigen roten Stummel­affen, die frech vor unseren Augen auf den Ästen herumspringen, sind nicht nur furchtlos, sondern auch klug. Denn immer wieder passiert es, dass sie unreife Früchte erwischen und dann fürchterliches Bauchweh bekommen. Doch statt zu jammern gehen sie auf die Suche nach Ästen und Baumstümpfen, die einem Feuer zum Opfer gefallen sind, und holen sich dort Holzkohle, um den Bauch zu beruhigen. Wer da wohl von wem gelernt hat? Diese spezielle Affenart gibt es nicht überall in Afrika, eigentlich nur auf Sansibar. Und dort sind sie, weil vom Aussterben bedroht, geschützt und werden zugleich als Attraktion hergezeigt. Wie hier im Jozani-Chwaka-Bay-Nationalpark, wo sich der Besucher die Affen aus der Nähe ansehen kann. Zum Staunen sind im Jozani auch die Alleen riesiger Mahagonibäume, und auf einem Naturlehrpfad kann man sich die Funktion der Mangrovenwälder erklären lassen, die skrupellos abgeholzt werden.

Sansibar kommt als uralter Knotenpunkt europäisch-arabischer Handelswege mit afrikanischem Flair in vielen Berichten und Erzählungen vor. Allein der Name hat etwas Geheimnisvolles, Mystisches. Waren die Inseln, die ein Teilstaat Tansanias sind, bisher eher ein Geheimtipp für Touristen, die nach einer Safari in Ostafrika oder einer Kilimandscharo-Besteigung einige Tage Erholung und Badeurlaub anhängten, so entwickelte sich der Archipel in den vergangenen Jahren zunehmend auch zu einer Alleindestination, die viel Natur, viel afrikanisch-arabische Kultur und natürlich makellos weiße Strände anbietet. Der Jozani-Park ist dabei der erste Einstieg in die spezielle Naturwelt.

Tierwelt. Der Jozani-Chwaka-Bay-Nationalpark ist klein, aber üppig.
Tierwelt. Der Jozani-Chwaka-Bay-Nationalpark ist klein, aber üppig. (c) Tobias Kiel/flickr (CC BY 2.0)

Kardamom oder Kurkuma. Sansibar trägt auch den Beinamen „Gewürzinseln", und das kam so: Anfang des 19.  Jahrhunderts standen die Inseln unter Herrschaft des doch sehr weit entfernten Oman. Als der damalige Sultan beschloss, sich gänzlich in der attraktiven Inselwelt vor Ostafrika niederzulassen, und gleich die erste Gewürznelkenplantage anlegte, war der Grundstein für den lukrativen Anbau und Handel mit exotischen Pflanzen gelegt.

Heute überziehen Gewürzgärten und Plantagen das ganze Land, bei einer „Spice-Tour" kann der Besucher eine praktische Einführung in die Gewürzwelt buchen. Sehr spektakulär sieht die Plantage, die wir besuchen, auf den ersten Blick nicht aus: Hohe Bäume, Sträucher, undefinierbare Gräser. Erst als der Guide von Pflanze zu Pflanze führt, wird es spannend. Wir bekommen Blätter, Früchte, Blüten, Wurzeln in die Hand, dürfen riechen, reiben, kosten – und raten: Zitronengras, Vanille, Kardamon, Nelken, Muskat? Oder Kurkuma, der Gelbwurz, dem viele gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben werden?

Angewandte Gewürzkunde, könnte man sagen, mit vielen neuen Infos selbst für Küchenexperten. Denn wer weiß schon, dass Gewürznelken auf bis zu zehn Meter hohen Bäumen wachsen und dass auch die Muskatnuss auf hohen Bäumen gedeiht? Dass der Pfeffer eine Kletterpflanze ist, die einen Baum als Hilfe braucht, vornehmlich einen Kaffeebaum. Dass auf Sansibar der Robusta wächst und nicht der Arabica, der im Hochland gedeiht? Und vieles mehr. Nach der Infotour werden die Gewürze natürlich in kleinen Hütten zum Verkauf angeboten, und tatsächlich eignen sich echte Gewürze gut als Mitbringsel. Auch wenn die Vor-Ort-Preise nicht immer gerade die günstigsten sind.

Wertvolle Bausubstanz. Auf dem Weg in die Hauptstadt Sansibar-Stadt kriegen wir noch einmal hautnah die Üppigkeit der Natur mit. Die zwar asphaltierte, aber mit vielen Schlaglöchern übersäte Straße führt vorbei an Kokospalmen, Mangobäumen, Reisfeldern, Bananenplantagen. In kleinen Straßendörfern spielen Kinder auf der Straße, Rinder stehen am Straßenrand und suchen etwas Fressbares.

Eigentlich handelt es sich beim Begriff „Sansibar" um eine Inselgruppe, um einen Archipel: Auf der größten Insel, Unguja, liegt die Hauptstadt Sansibar-Stadt, deren Altstadt Stone Town mit ihren winkeligen Gassen und kleinen Plätzen seit 2000 zu Recht Unesco-Welterbe ist. Doch die hohe Auszeichnung bringt auch einige Auflagen und Nachteile mit sich. Viele Hausbesitzer können sich Renovierungen nicht leisten, und so sieht man in Nebengassen auch heruntergekommene Fassaden, wo Wasser- und Elektroleitungen dicht nebeneinander aus der Mauer herausragen.

Stone Town. Die Altstadt von Sansibar-Stadt ist seit 2000 Weltkulturerbe.
Stone Town. Die Altstadt von Sansibar-Stadt ist seit 2000 Weltkulturerbe.(c) imke.sta/flickr (CC BY-SA 2.0)

Als zentraler Treffpunkt in der Altstadt gilt der Jaws Corner, wo Kinder ebenso spielen wie politische Veranstaltungen stattfinden. Einen Pflichtbesuch verdient dann auch noch der Markt, auf dem Obst, Gemüse und natürlich der Fisch angepriesen werden und der ein geruchsintensiver Ort ist: lebendig, laut und farbenprächtig.

Beim Gang durch die Altstadt finden sich viele architektonische Schätze und Besonderheiten. Etwa die berühmten Holz-Eingangstüren unterschiedlichster Herkunft. Einige haben Koranverse eingeschnitzt, andere aufwendige Türgriffe. Dann gibt es die aus Indien stammenden Türen, verziert mit großen, spitzen Messingknöpfen, deren Originalzweck war, Elefanten abzuhalten.

Sunset-Touren auf einer Dhau. Vom Frühstückstisch unseres direkt am Meer gelegenen Altstadthotels sieht man direkt zum Hafen, wo Schiffe ihre Ladung löschen und mehrmals am Tag die Fähren Richtung tansanisches Festland abfahren. Am Strand sind Dutzende Fischerboote vertäut sowie Dhaus, die im arabischen Raum weit verbreiteten einfachen Holzboote mit ihren trapezförmigen Segeln, die seit Jahrhunderten als Handelsboote dienen. Jetzt nutzen findige Unternehmer ihre Boote auch touristisch und offerieren Sunset-Touren auf einer Dhau. Es ist sehr entspannend, mit einem lokalen Abendessen und einem Drink in den Sonnenuntergang hineinzusegeln.

Stone Town atmet auch viel Geschichte. Da kann man etwa das alte Fort besichtigen, das von den Portugiesen errichtet, später von den Arabern übernommen und ausgebaut wurde. Heute finden dort Film- und Musikfestivals statt. Dann gibt es da noch das Haus der Wunder, ein 1883 erbautes Avantgardehaus, das damals das modernste Gebäude war, denn es hatte schon Strom, Telefon und Wasserleitungen, und 1903 wurde sogar ein Aufzug eingebaut. Heute ist es ein Zeremonien-Gebäude der Regierung, leider aber schon seit einigen Jahren wegen Renovierung geschlossen. Es mangelt offenbar an Geld.

Dunke Ära. Auf einem anderen Platz in der Altstadt gedenkt man recht offen eines äußerst dunklen, deprimierenden Kapitels der Geschichte, des Sklavenhandels. Vom einst riesigen Sklavenmarkt ist heute zwar nicht mehr viel übrig, aber es wurde dort ein Haus zu einem Museum umgewandelt, mit vielen Informationen und Bildern, die einen erschaudern lassen. Zu sehen sind da auch noch Originalhalsketten, an denen die Sklaven aneinandergekettet waren. Und besonders bedrückend ist der Besuch im Kellergeschoß, wo bis zu 70 Gefangene – Frauen und Kinder – in winzigen Räumen zusammengepfercht waren, ehe sie weiterverkauft wurden. Allein am Weg dorthin wird man schon fast klaustrophobisch.

Meerwesen. Lagunen auf der einen Seite, steil abfallende Küste auf der anderen.
Meerwesen. Lagunen auf der einen Seite, steil abfallende Küste auf der anderen. (c) imke.sta flickr/(CC BY-SA 2.0)

Gleich neben dem Sklavenmemorial befindet sich die sehenswerte anglikanische Kathedrale. Es ist gerade Sonntag und die Kirche ist voll, obwohl es nur rund drei Prozent Christen gibt. Die überragende Mehrheit von etwa 97 Prozent ist muslimischen Glaubens. Auf Sansibar wird ein liberaler Islam afrikanischen Stils praktiziert, der auch die lockere westliche Lebensweise der Touristen akzeptiert. Zumindest solange die Besucher die Grenzen nicht überschreiten.

Große Stimme. Einer der berühmtesten Söhne von Sansibar heißt Farrokh Bulsara, der später als Freddie Mer- cury von der Band Queen weltbekannt wurde. Er wurde hier geboren und lebte die ersten sieben Jahre in Stone Town. Auf seinem Geburtshaus ist zwar eine Tafel über den prominenten Mann angebracht, aber besuchen kann man das Haus nicht. Einige 100 Meter weiter hat sich ein findiger Geschäftsmann eine Bar aufgebaut, die er Mercury Bar nennt und in der Dutzende Bilder von Freddie und Queen aufgehängt sind. Groß vermarktet werden aber weder Geburtshaus noch Bar.

Seien wir uns letztlich aber ehrlich: Bei allen interessanten Aspekten Sansibars, wie dessen Geschichte, Gewürze, Natur, Kultur, der mit Abstand wichtigste Grund für Touristen, den Inselarchipel zu besuchen, ist dennoch das Meer, sind die endlosen Strände. Und diese gibt es rund um Sansibar im Überfluss. Das touristische Leben findet hier vor allem an der Ostküste statt, hier befinden sich die weißen Sandstrände mit Palmen und türkis-blauem Wasser und die Korallenriffe. Kein Massentourismus. Hotels, eingebettet in üppige Natur, finden sich in jeder Klasse bis hin zum absoluten Luxus. „This could be heaven", sang einst Freddie Mercury.

Compliance-Hinweis: Die Reise nach Zanzibar fand auf Einladung von Ruefa statt.

Infos

Anreise: Täglich mit Ethiopian Airlines via Addis Abeba (ab 650 Euro, Business bereits ab 1520). Unterkünfte: Die meisten Luxushotels befinden sich an den Traumständen der Ostküste. Das Tophotel im Nordosten ist das Star of the East: One ­Bedroom V­illa ab 333 Euro pro Nacht/Person. Mit allem erdenklichen Luxus, wunderschönem Garten, Traumblick auf Strand und Meer.

Gleich daneben: La Gemma dell’Est von der gleichen Hotelgruppe (Diamonds). Villa Club Room ab 142 Euro p. P.

Weiter südlich: die Luxushotels Baraza, Zawadi und The Palms, Villen ab 320 Euro p. P.

Günstiger: Breezes Beach Club, afrikanisch-arabisches Flair, üppiger Garten.

Infos: bei Ruefa, www.ruefa.at

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