Die geplanten Zweitpässe für deutschsprachige Südtiroler sorgten für Furore im Wahlkampf – und für dicke Luft zwischen Wien und Rom. Doch die Bevölkerung lässt das Thema ziemlich kalt, da polarisiert eher ein wilder Wolf.
Wissend greift Robert Pfanzelter hinter sich in das Zigarettenregal und gibt die gewünschte Ware heraus. E-Commerce, Bezahlen per Smartphone und anderen digitalen Schnickschnack braucht hier kein Mensch. Der Einkauf beim Greißler scheint per Telepathie zu funktionieren. Auch das Bezahlen ist einfach: Pfanzelter schreibt die Waren und die Summe in das Notizbuch auf seinem Tresen und wünscht seinen Kunden noch einen schönen Tag. Er kennt sie alle mit Namen.
In Terlan, einer kleinen Gemeinde im Südtiroler Etschtal, nur wenige Kilometer von Bozen entfernt, ist die Welt noch in Ordnung. Die Aufregung, die in Rom und Wien dieser Tage des Öfteren herrscht, schafft es nicht bis in den idyllischen Ort. Am Sonntag wird in Südtirol ein neuer Landtag gewählt. Außerhalb der autonomen Provinz wird seit Monaten heftig über die Einführung einer doppelten Staatsbürgerschaft für deutsch- und ladinischsprachige Südtiroler diskutiert. In Südtirol hingegen ist es erstaunlich ruhig. Trotz Wahlkampfs.