Selbst im Exil war Jamal Khashoggi eine schillernde Figur, dem saudischen Thronfolger Mohammed bin Salman ein Dorn im Auge. Er teilte dessen Reformeifer, verurteilte aber sein autokratisches Regime. Dieses gestand nun Khashoggis Tod ein.
Ich will den Extremismus stoppen. Aber ich möchte nicht religiöse Fanatiker durch Faschisten ersetzen, die Tugenden des ,großen Führers‘ in den Himmel loben und jede abweichende Meinung gnadenlos unterdrücken ... Wir müssen den Geist des Arabischen Frühlings annehmen, statt ihn zu bekämpfen.“
In einem Beitrag im „Spiegel“ im November 2017 hat Jamal Khashoggi seinen Traum von der Demokratie in Saudiarabien und der arabischen Welt formuliert, vom Ende des Konfrontationskurses mit dem Iran, Jemen und Katar. Es ist ein glühendes Credo, das gegen den saudischen Kronprinzen, Mohammed bin Salman (MbS), gerichtet war und das er elf Monate später mit dem Leben bezahlen sollte. Der Artikel wurde zum Todesurteil, mit vielen anderen, die die teuren Imagekampagnen von MbS konterkarierten. Posthum erschien jüngst in der „Washington Post“ die letzte Kolumne des prominentesten saudischen Regierungskritikers. Zur tödlichen Gewissheit fehlte zunächst, abgesehen von Tonaufnahmen, nur der ultimative Beweis durch die türkischen Behörden, die nach Leichenteilen Khashoggis suchten.