Am Sonntag hat die saudische Seite mit einer neuen, etwas abgeänderten Version aufgewartet, mit der „erklärt“ werden soll, wie und warum Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul zu Tode gekommen ist.
Wäre die Causa nicht so schrecklich, sie würde fast an einen dieser makaberen Gerichtswitze erinnern. Die, in denen der Angeklagte treuherzig behauptet: „Es war alles ein blöder Unfall. Plötzlich hatte ich ein Messer in der Hand, und der andere ist mir zwölf Mal reingelaufen.“
Viel besser sind die Ausreden, die die saudische Führung nun im Fall des getöteten Journalisten Jamal Khashoggi vorbringt, nämlich auch nicht. Nur, dass es sich dabei um die grausame Realität handelt: um das skrupellose Vorgehen einer staatlichen Führung, die Kritiker mundtot machen will.
Am Sonntag hat die saudische Seite mit einer neuen, etwas abgeänderten Version aufgewartet, mit der „erklärt“ werden soll, wie und warum Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul zu Tode gekommen ist. Zudem wurde bekannt, dass ein hochrangiger Geheimdienstler und der PR-Chef des saudischen Kronprinzen, Mohammed bin Salman, ihre Ämter verlieren. Beide sind enge Vertraute des Kronprinzen. Dass sie ohne seinen Befehl oder zumindest ohne sein Wissen aktiv geworden sind, gilt als wenig wahrscheinlich. Damit führt die Spur direkt ins Herz des Königshauses.
Das Attentat reiht sich in eine Serie von Morden, die von staatlichen Stellen verübt worden sind. Der Iran schickt seit jeher Killerkommandos aus, 1989 auch nach Wien. Und Moskau hat zuletzt bewiesen, bei Aktionen im Ausland wenig zimperlich zu sein. Möglicherweise erwarten die Saudis, dass der internationale Sturm der Empörung nicht heftig ausfallen wird – sind sie doch wichtige Öllieferanten und Alliierte gegen den Iran. Doch so einfach dürfen es ihnen die USA und die Europäer dieses Mal nicht machen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2018)