Reiche wurden reicher, Arme auch

85 Prozent des Weltvermögens entfallen auf die reichsten zehn Prozent.
85 Prozent des Weltvermögens entfallen auf die reichsten zehn Prozent.(c) REUTERS (Phil Noble)
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Der weltweite Reichtum hat sich seit der Jahrtausendwende auf 317 Billionen Dollar verdreifacht. Das Medianvermögen stieg ähnlich stark.

Wien. Der durchschnittliche erwachsene Weltbürger verfügt über ein Vermögen von 63.100 Dollar. Das geht aus dem „Global Wealth Report 2018“ der Credit Suisse hervor. Insgesamt beläuft sich das weltweite Vermögen auf 317 Billionen Dollar. Darin enthalten ist das Finanz- und Immobilienvermögen von Privatpersonen abzüglich Schulden. Privates Pensionskassenvermögen ist ebenfalls inkludiert, nicht aber Ansprüche auf staatliche Pensionen.

Die Unterschiede sind beträchtlich. Während ein durchschnittlicher Nordamerikaner 391.690Dollar sein Eigen nennt, kommt ein Europäer auf 144.903 Dollar. Sein Vermögen wird aber durch Ansprüche auf staatliche Pensionen aufgefettet. Der durchschnittliche Afrikaner kann nur 4138 Dollar sein Eigen nennen.

Die meisten Menschen liegen allerdings weit unter dem Durchschnitt, der von wenigen Reichen nach oben geschoben wird. Nur jeder zweite Erwachsene weltweit hat ein Vermögen von 4210 Dollar aufwärts. Der Median ist damit nominell nur etwas höher als vor zehn Jahren, aber fast drei Mal so hoch wie zu Beginn des Jahrtausends. Vor allem von 2000 bis 2007 hat die ärmere Hälfte aufgeholt: Der Median ist in diesen Jahren schneller gewachsen als das Gesamtvermögen. „Die frühen Jahre dieses Jahrhunderts waren die am breitesten angelegte Wohlstandsentstehungsphase in der jüngsten Geschichte“, stellen die Autoren des „Wealth Report“ fest. Nach der Finanzkrise ging es langsamer nach oben. Lediglich die Chinesen haben weiter deutlich aufgeholt. Dort liegt der Median inzwischen bei 16.330Dollar, das ist schon fast so hoch wie in Europa (18.150 Dollar). Jeder zweite Amerikaner sitzt hingegen auf einem Vermögen von mehr als 61.667 Dollar.

Nur arme Afrikaner wurden ärmer

Haben in den ersten Jahren des Jahrtausends die Schwellenländer wohlstandsmäßig stark aufgeholt, hat sich das Wachstum des Reichtums seither aber wieder in Richtung USA verlagert, was auch dem starken Dollar geschuldet ist. Afrika ist übrigens die einzige Region weltweit, in der das Medianvermögen seit der Jahrtausendwende gesunken ist. Jeder zweite Afrikaner hat nicht einmal 332 Dollar.

85 Prozent des Weltvermögens entfallen auf die reichsten zehn Prozent; 47 Prozent des Reichtums gehören einem Prozent. Nicht in allen Regionen ist die Verteilung so ungleich: Während das reichste Prozent der Japaner „nur“ über 18 Prozent des dortigen Vermögens verfügt, liegt der Anteil in Russland bei über 57 Prozent. In Deutschland hält das reichste Prozent 30 Prozent des Vermögens; für Österreich wurden keine diesbezüglichen Daten ausgewiesen.

Dass die Ungleichheit zunimmt, lässt sich aus den Daten nicht herauslesen, das Gegenteil allerdings auch nicht. Das Medianvermögen hat sich seit der Jahrtausendwende knapp verdreifacht und ist damit ähnlich stark gestiegen wie das Gesamtvermögen. Um die Jahrtausendwende war der Anteil der reichsten zehn Prozent am Kuchen mit 89 Prozent größer als jetzt (85 Prozent); die reichsten zehn Prozent haben also relativ verloren. Auch am reichsten Prozent gingen das Platzen der Dotcom-Blase und die Finanzkrise nicht spurlos vorüber. Sein Anteil rutschte von 47 Prozent zur Jahrtausendwende auf 42 Prozent im Jahr 2011 ab. Im Gegensatz zu den oberen zehn Prozent haben sich die Allerreichsten aber wieder vollständig erholt.

42 Millionen Millionäre

Um zum reichsten Prozent zu gehören, muss man übrigens gar nicht unvorstellbar reich sein, man muss nicht einmal Millionär sein. Die Zahl der Dollar-Millionäre hat sich in diesem Jahrtausend zwar auf 42 Millionen verdreifacht, jene machen aber noch immer weniger als ein Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung aus. Die meisten Millionäre, nämlich 17,3 Millionen, leben in den Vereinigten Staaten, 3,4 Millionen in China und 2,8 Millionen in Japan.

Nach oben hin wird die Luft dünner. Knapp 150.000 Menschen haben ein Vermögen von mehr als 50 Millionen Dollar und zählen damit zu den von Luxusfirmen, Vermögensverwaltern und Privatbanken umschwärmten Ultra High Net Worth Individuals. Ihre Zahl hat sich seit der Jahrtausendwende vervierfacht. Ein Drittel von ihnen hat mehr als 100 Millionen Dollar, 4390 mehr als 500 Millionen Dollar.

Die Aussichten, weiterhin – zumindest nominell – Vermögen anzuhäufen, sind übrigens für alle gut. In fünf Jahren wird das weltweite Vermögen auf fast 400 Billionen Dollar angewachsen sein. Die Zahl der Millionäre wird dann auf 55 Millionen gestiegen sein. Der Anteil jener, die über weniger als 10.000 Dollar Vermögen verfügen, wird von 64 auf 61Prozent gesunken sein. Und die Mittelklasse (Vermögen zwischen 10.000 und 100.000 Dollar) wird von 27 auf 29 Prozent angewachsen sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2018)

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