Die B&C Privatstiftung kontrolliert die Industriekonzerne Amag, Lenzing und Semperit - noch, denn der Wiener Investor Michael Tojner will einen Coup landen. Mit von der Partie sollen die Chefs von Andritz, KTM und "Krone" sein.
Der Wiener Industrielle und Immobilieninvestor Michael Tojner, der seine Hand nach der B&C Privatstiftung ausstreckt, hat etliche prominente und reputierliche Mitstreiter, wie das Wirtschaftsagazin „trend“ in einer Vorabmeldung zu seiner nächsten Ausgabe schreibt. Fix bei dem Konsortium dabei sind laut exklusiven Informationen des „trend“ Andritz-Chef Wolfgang Leitner (er ist einer der angesehensten Unternehmer der Landes), KTM-Mehrheitseigentümer Stefan Pierer, „Krone“-Chef Christoph Dichand und Martin Ohneberg, Präsident der Vorarlberger Industriellenvereinigung. Mit den beiden Letzteren zog Tojner schon 2001 den Kauf des Wiener Auktionshauses Dorotheum durch. Leitner und Pierer hätten Einfluss auf die Regierung Kurz in Wirtschaftsfragen. Dem Vernehmen nach gehört auch Christoph Gerin-Swarovski, der Chef von Tyrolit Swarovski, zu der Gruppe.
Die Unternehmer wollen sich entscheidenden Einfluss auf die B&C Privatstiftung verschaffen, die u.a. Mehrheitsbeteiligungen an den Industriekonzernen Lenzing, Amag und Semperit hält. Die Pläne seien schon weit gediehen. Laut „trend“ hat Tojner, der sich dazu nicht äußern wollte, bereits einen unterschriebenen Vorvertrag mit der italienischen Bank UniCredit über die Abtretung der sogenannten Letztbegünstigung an der B&C Stiftung und über eine komplexe Transaktion, die das Konsortium zu Begünstigten der Stiftung machen soll.
Die B&C-Gruppe stemmt sich gegen eine als feindlich eingestufte Übernahme: "Ja, es gibt diese Versuche von Unicredit und Herrn Tojner. Wir werden alles daran setzen, eine Aushöhlung unserer Betriebe sowie einen Abzug substantieller Mittel aus der B&C-Gruppe zu verhindern", erklärte Stiftungsvorstand Wolfgang Hofer bereits am Samstag in einer Aussendung - nach ersten Berichten, Tojner der Bank Austria-Mutter UniCredit 100 Millionen Euro für die Rechte als Letztbegünstige der Stiftung geboten hätte. Weitere 150 Millionen Euro soll er in Aussicht gestellt haben, damit der Stiftungsvorstand umbesetzt wird und er selbst (bzw. etwaige Investoren) einziehen könnte. Bei den Ausschüttungen soll Tojner der Unicredit 50 Prozent der jährlichen Dividenden aus den Industriebetrieben anbieten - so lange, bis eine Milliarde Euro erreicht ist. Danach könnte ein anderer Aufteilungsschlüssel vereinbart werden, berichtete der "Standard".
"UniCredit hat keine Rechte mehr"
Die B&C-Stiftung verwies in ihrer Aussendung auf den Stiftungsauftrag. Dieser sei "langfristig sicherzustellen, dass bedeutende österreichische Industrieunternehmen mit ihren Unternehmenszentralen und den damit verbundenen Arbeitsplätzen in Österreich weiterentwickelt werden und nicht zerschlagen, ausgehöhlt oder ins Ausland abverkauft werden". Dem Stiftungszweck entsprechend investiere die B&C Privatstiftung ihre Erträge wieder in ihre Beteiligungen, in heimische Industrie- und Mittelstandsbetriebe sowie in für Österreich relevante Technologie-Start-Ups. Allein in den letzten drei Jahren seien rund 700 Millionen Euro in Österreich investiert worden.
Garantiert sei diese strategische Ausrichtung vor allem dadurch, dass die UniCredit seit 2008 keinerlei Rechte mehr und damit auch keinerlei Einflussmöglichkeiten gegenüber der B&C hat. Die B&C habe damals die UniCredit-Gruppe mit 1,2 Milliarden Euro ausbezahlt. Im Gegenzug habe UniCredit auf alle ihre Rechte verzichtet. Damit sei die Trennung von Stiftung und Bank vollständig vollzogen worden: "Was nunmehr versucht wird, ist, diese bereits abgelösten Rechte ein zweites Mal zu verwerten."
Gewerkschaften alarmiert
"Alarmiert" zeigten sich die Gewerkschaften. "Es geht hier um 5.000 Arbeitsplätze in österreichischen Traditionsunternehmen wie Lenzing, AMAG und Semperit in Ober- und Niederösterreich sowie in Wien und Burgenland, die für den gesamten Industriestandort von essentieller Bedeutung sind", erklärten der Vorsitzende der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, Rainer Wimmer und die geschäftsführende Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), Barbara Teiber in einer Aussendung. "Industrielle Leitbetriebe und ihre Beschäftigten dürfen nicht zum Spielball der kurzfristigen Interessen von Glücksrittern werden, denen die Entwicklung von Wertschöpfung in Österreich kein primäres Anliegen ist", so die beiden Gewerkschafter.
Die B&C-Stiftung war im Jahr 2000 von der Bank Austria gegründet worden und hält laut Eigenangaben derzeit 50 Prozent plus zwei Aktien an der Lenzing AG, 54,2 Prozent an der Semperit AG und der 52,7 Prozent an der AMAG Austria Metall AG. 2017 erwirtschafteten diese börsenotierten Unternehmen einen konsolidierten Umsatz von 4,2 Milliarden Euro und beschäftigten in Österreich rund 5.000, weltweit rund 15.000 Mitarbeiter. An der Börse sind diese drei österreichischen Industriekonzerne derzeit gemeinsam mehr als vier Milliarden Euro wert. Darüber hinaus hält die B&C eine Minderheitsbeteiligung an der VAMED AG in der Höhe von 10 Prozent.
(red)