Bayer-Aktien brechen nach Monsanto-Prozess ein

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FILES-GERMANY-US-CHEMICALS-AGRONOMY-BAYERAPA/AFP/PATRIK STOLLARZ
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Eine Richterin hat sich dagegen entschieden, den Prozess gegen die Bayer-Tochter Monsanto neu aufzurollen. Es geht um den Wirkstoff Glyphosat.

Glyphosat zählt zu den am meisten eingesetzten Unkrautvernichtern in der Landwirtschaft. Erstmals gab es nun einen Prozess in den USA, der sich mit der Frage befasste, ob der Wirkstoff Krebs verursachen kann. Und der ging nicht so aus, wie es sich Bayer gewünscht hätte. Eine US-Richterin hat sich entschieden, den Schadenersatz für einen Hausmeister nur zu senken, statt den Prozess neu aufzurollen. Die verringerte Strafsumme beträgt 78 Millionen Dollar.

Analysten werteten die Kehrtwende der Richterin als Rückschlag für Bayer. Und die Anleger sind nervös: Die Bayer-Aktie brach am Dienstag zeitweise um acht Prozent ein. Rund 8700 weitere Klagen sind in den USA anhängig. Mit der großen Zahl ähnlicher Klagen birgt auch die reduzierte Schadenersatzsumme für Bayer erhebliche Risiken. Der Fall könnte bis vor das Oberste US-Gericht gehen und damit jahrelange Unsicherheit bedeuten.

Vor knapp zwei Wochen hatte Richterin Suzanne Bolanos noch signalisiert, den Fall im Sinne von Monsanto ganz neu aufrollen zu lassen. Doch jetzt bekräftigte sie eine Gerichtsentscheidung vom August, wonach Monsanto-Mittel wie Roundup verantwortlich für den Krebs des Klägers seien. Monsanto weist die Vorwürfe zurück. Bayer betonte, Glyphosat sei sicher - und kündigte Berufung an.

Hausmeister erkrankte unheilbar an Krebs

Geklagt hatte Dewayne Johnson, der unheilbar an Lymphdrüsenkrebs erkrankt ist. Als Platzwart einer Schule hatte der Mann jahrelang mit Monsanto-Mitteln hantiert und führt seinen Krebs auf den umstrittenen Wirkstoff Glyphosat zurück. Der Monsanto-Konzern, den Bayer dieses Jahr für mehr als 60 Milliarden Dollar gekauft hatte, bestreitet einen Zusammenhang. Bayer selbst führt Hunderte Studien an, die Glyphosat bei sachgerechtem Einsatz für sicher erklärt hatten. Die WHO hatte die Chemikalie allerdings 2015 als "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" eingestuft. Der Kläger zog 2016 vor Gericht, sein Fall wurde wegen der Schwere seiner Erkrankung vorgezogen.

Bayer bezeichnet die Senkung des Schadenersatzes als "einen Schritt in die richtige Richtung". Der Konzern sei allerdings weiter davon überzeugt, dass das Urteil im Widerspruch zu den im Prozess vorgelegten Beweisen stehe. Bayer plane daher, gegen das Urteil Berufung einzulegen.

(APA/dpa)

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