Doppelpass: Südtiroler Schützenbund attackiert Platter

Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (re.) sieht in den Verlusten mancher Parteien ein sinkendes Interesse an einem österreichischen Pass für Südtiroler.
Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (re.) sieht in den Verlusten mancher Parteien ein sinkendes Interesse an einem österreichischen Pass für Südtiroler.APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Der Tiroler Landeshauptmann sei ein "schlechter Wahlanalytiker", wenn er glaube, die Doppelstaatsbürgerschaft sei den Südtirolern nicht wichtig.

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hat sich mit dem Infrage-Stellen der von der Bundesregierung geplanten Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler scharfe Kritik des Südtiroler Schützenbundes eingehandelt. Platter verprelle mit seinem Vorstoß viele Österreich- und Tirol-freundliche Kräfte in Südtirol, erklärte Landeskommandant Elmar Thaler in einer Aussendung.

"Das ist sehr schade und hätten wir von ihm nicht erwartet", zeigte sich Thaler vom Tiroler Landeschef enttäuscht. Noch im Jahr 2014 habe Platter bei der Gedenkrede in Meran angekündigt, dass man in ihm einen sehr verlässlichen Partner in Sachen doppelter Staatsbürgerschaft haben werde. "Wie man sieht, ist die Überzeugung von Politikern je nach tagesaktuellen Ereignissen vergänglich und austauschbar - ein Umstand, den sich die Wählerschaft, wie in Südtirol vorgeführt, stets vor Augen halten sollte", griff der Landeskommandant den Landeshauptmann frontal an.

Platter, ein "denkbar schlechter Wahlanalytiker"

Platter scheine ein "denkbar schlechter Wahlanalytiker" zu sein, bezog sich Thaler auf dessen Aussagen, wonach sich im Landtagswahlergebnis vom Sonntag auch die Frage der Doppelstaatsbürgerschaft bzw. deren angeblich geringe Bedeutung für viele Südtiroler widerspiegle. "Wer die Frage der doppelten Staatsbürgerschaft unmittelbar mit dem Wahlausgang in Südtirol verknüpft, denkt entweder zu kurz oder geht medialen Opportunisten auf den Leim", so Thaler.

So gut wie alle Parteien, die bisher im Südtiroler Landtag vertreten waren, hätten bei der Wahl verloren ? ganz unabhängig davon, ob sie Befürworter oder vehemente Gegner des Doppelpasses waren. Gewonnen habe hingegen das Team Köllensperger. Dessen Vorsitzender, Paul Köllensperger, sei genau einer jener 19 Landtagsabgeordneten gewesen, die sich im November 2017 in einem Schreiben an die Chefs von ÖVP und FPÖ gewandt hatten - mit der Bitte, die Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler in das künftige Koalitionsabkommen der türkis-blauen Regierung aufzunehmen, erinnerte der Landeskommandant der Schützen.

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