Rechtsanwälte: Drei Kanzlei-Ideen mit Zukunft

Rechtsanwälte Martin Schiefer, Matthias Brand, Keyvan Rastegar: kundenorientierte Kanzleikonzepte ohne „ständische, altmonarchische“ Aura.
Rechtsanwälte Martin Schiefer, Matthias Brand, Keyvan Rastegar: kundenorientierte Kanzleikonzepte ohne „ständische, altmonarchische“ Aura. [ Nik Pichler, Jan Frankl, PRCK ]
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Die Mandanten von heute wünschen sich zugewandte Dienstleister statt überheblicher Auf-dem-hohen-Ross-Sitzer. Drei Anwälte zeigen, was sie anders machen.

Ideen muss man haben. Dann lassen sich auch in einer Traditionsbranche neue Märkte öffnen, Kandidaten gewinnen und Leerläufe einsparen. Drei Anwälte beschreiben ihre Konzepte.

Martin Schiefer, Schiefer Rechtsanwälte: Was wünscht sich der Mandant?

Das neue Vergaberecht hat es in sich. „Es verlangt von den Auftraggebern, sich intern und extern neu aufzustellen, ihre Workflows neu zu definieren und die Interne Compliance zu verschärfen“, skizziert Experte Martin Schiefer.

Große Unsicherheit also bei Auftraggebern und Auftragnehmer. Wie machen wir sie „vergabe-fit“?, fragten sich der Anwalt und sein Team. Die Antwort: ein Vergabeportal (www.schiefer.at), das Ausschreibungen sicher abwickelt; ein Vergabe-Assistent, der die Unterlegen elektronisch erstellt, und eine Vergabehotline, die 24/7 zur Verfügung steht.

Soweit die Abwicklungsseite. Bei seinen Mandanten registrierte Schiefer auch den Wunsch, das komplizierte neue Vergaberecht zu verstehen. Ein Fachbuch, eine Vorlesung, Kommentare in Fachzeitschriften, das wären die Antworten der Vergangenheit gewesen. Die Zukunft heißt Video, dachte er sich und produzierte eine Reihe von Schulungsvideos in „Menschensprache“, sprich: Er machte darin den schier unlesbaren Gesetzestext für jedermann verständlich. Die Videos stellte er gemeinsam mit dem Trainingsanbieter Business Circle zu einer Ausbildung zum zertifizierten Chief Procurement Officer zusammen. Einmalige Kosten stehen tausendfacher Vorführung gegenüber. Mit unerwartetem Nebeneffekt: „Seither bewerben sich ganz andere Typen von jungen Juristen bei mir. Weil sie den Auftritt geil finden.“

Matthias Brand, noch Zorn Rechtsanwälte, bald selbst- ständig: Viel weniger Frust

Immer diese Enttäuschung! Wenn der junge Anwalt Matthias Brand Migranten ohne Chance auf die österreichische Staatsbürgerschaft eben das eröffnen – und ihnen auch noch ein Beratungshonorar abnehmen musste. Das geht besser, dachte er und entwickelte ein Onlinetool (www.checkmypassport.at). Mit dem kann man nun in derzeit drei Sprachen vorab seine Aussichten klären und spart sich den Weg zum Anwalt. Brands Zeit wiederum gehört jetzt voll und ganz jenen, denen er tatsächlich zu einer Staatsbürgerschaft verhelfen kann.

Keyvan Rastegar, RPCK: Normale Menschen in einer besonderen Kanzlei

Der Harvard Law School-Absolvent Keyvan Rastegar ist in drei Jurisdiktionen zugelassen: in Österreich als Rechtsanwalt, im Bundesstaat New York („dem größten Rechtsmarkt der Welt“) als Attorney at Law und in England und Wales als Solicitor. Das ist selten, das ist sein Alleinstellungsmerkmal. Ob ein Mandant nun in Österreich investieren, hier ein Unternehmen aufbauen oder doch in die USA gehen will und wissen muss, wie dort die Uhren ticken – viel schneller nämlich – Rastegar findet einen Weg.

Zu Preisen, die auch heimische KMU verkraften. Und nicht nur KMU: Er berät auch Investoren und Social Enterprises, also Start-ups, die nicht bloß Geld verdienen, sondern auch gesellschaftlich relevante Probleme lösen wollen. „Money and Meaning“, flicht er Angelsächsisches ein. Vor zehn Jahren noch milde belächelt („süß, aber kein Geld drinnen“), schwappen Social Impact Investments jetzt nach Europa. Mit allen Instrumenten, Venture Capital, Frühphasenfinanzierung, Wandelkrediten. Letztere habe er selbst vor acht Jahren nach Österreich importiert, erzählt Rastegar stolz.

Einen anderen Tonfall hat er auch mitgebracht, in dem er mit seinen Mandanten spricht. Nicht „ständisch, alt-monarchisch“, sondern wie du und ich. Genau so bringt er auch der Bundesregierung Ideen nahe, die er sich drüben holt: die Formvorschriften bei Gründungen abzuschaffen, das Firmenbuch in eine Serviceeinrichtung umzuwandeln oder unterschiedliche GmbH-Anteilsklassen für Mitarbeiter und Investoren einzuführen. „Wir müssen das Unternehmertum in Österreich fördern“, sagt er. Und darum geht es ihm.

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