Zu viele Routinetätigkeiten und zu wenig Wissensvermittlung.
Wien. Die Ärzte sind mit der Ausbildung, die sie nach der Universität genießen, nicht übermäßig zufrieden. Etwa vier von zehn Medizinern bewerten diese auf einer fünfteiligen Notenskala im besten Fall mit einem Befriedigend. Das zeigt eine von der Bundeskurie der angestellten Ärzte in Auftrag gegebene Umfrage.
Die schlechteste (Schul-)Note erhält die sogenannte Basisausbildung. Damit ist die neunmonatige Ausbildung in einem Krankenhaus gemeint, die seit Mitte 2015 nach dem Uni-Abschluss gemacht werden muss. Sie erhält die Note 2,42. Ganz ähnlich wird die Ausbildung zum Allgemeinmediziner bewertet (2,44). Die Ausbildung zum Facharzt schneidet in der Gunst der Ärzte etwas besser ab (2,30). Damit ist die Zufriedenheit der Jungmediziner zwar im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen. Der Ärztekammer ist das aber noch zu wenig. Es gebe, so der Tenor, deutliches Verbesserungspotenzial.
Ärzte wandern ab
Die Auszubildenden würden zu wenig gut betreut, erhielten zu selten Feedback und müssten zu viele Routinetätigkeiten durchführen. „Ärzte in Ausbildung sollen mehr Zeit mit spezifischen Inhalten und weniger mit Routinetätigkeiten verbringen“, fordert Harald Mayer, Vizepräsident der Ärztekammer. Derzeit sei das schwierig. Denn die Ausbildner selbst hätten eine zu hohe Arbeitsbelastung und dadurch zu wenig Zeit für die Lehrtätigkeit. „Ausbildner brauchen mehr Zeit, eine gute didaktische Kompetenz und eine angemessene Bezahlung für den Mehraufwand“, sagt Karlheinz Kornhäusl, Obmann der Bundessektion Turnusärzte.
Die Ausbildung junger Ärzte dürfe „nicht als Störung des klinischen Alltags“ wahrgenommen werden, „sondern als Antwort auf den drohenden Ärztemangel“. Passiere das nicht, würden künftig noch mehr Medizinstudienabsolventen ins Ausland abwandern. Schon jetzt verliere man 38 Prozent. So sei ein Ärztemangel in Zukunft nicht abzuwenden. (j. n.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2018)