Demokratische Politiker als Empfänger und angebliche Adressaten, ein TV-Sender bzw. Ex-FBI-Chef, ein Milliardär. Eine Briefbomben-Serie erschüttert die USA.
Kurz vor den US-Kongresswahlen hat der Fund mehrerer an prominente demokratische Politiker adressierter Pakete mit mutmaßlichen Sprengsätzen die USA in Unruhe versetzt. Die Hintergründe waren zunächst unklar. Offen blieb etwa, ob alle Sprengsätze funktionstüchtig waren und wenn ja, wie gefährlich sie waren - zum Teil waren sie es jedenfalls, wenn Ermittler auch von einfachen Konstrukten mit PVC-Rohren und Schwarzpulver sprechen. Aber auch weißes Pulver wurde in manchen der Päckchen entdeckt und noch nicht identifiziert. An insgesamt sechs Personen wurden Pakete mit Bomben geschickt, allesamt auf Seiten der Demokraten. Eine achte Politikerin wurde als Absenderin eines Päckchens angegeben, weswegen es in ihrem Büro landete. Ein Überblick:
Der erste Fall am Montag: George Soros
Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf die Polizei, das an Clinton adressierte Paket weise Ähnlichkeiten zu der Briefbombe auf, die am Montag am US-Wohnsitz des Milliardärs und Philanthropen George Soros gefunden worden war. Ein Angestellter hatte den Sprengsatz im Briefkasten von Soros' Anwesen in Bedford nördlich von New York entdeckt. Sprengstoffexperten hätten den Gegenstand dann explodieren lassen. Soros hat seit Jahren die Demokraten unterstützt.
Der Investor ist Ziel einer feindlichen Medienkampagne in seinem Geburtsland Ungarn und gilt als Hassfigur für Rechtsextremisten in Osteuropa und den USA. Der 88-Jährige hatte Anfang der 90er-Jahre ein Vermögen mit Wetten gegen das britische Pfund gemacht. Im US-Wahlkampf 2016 unterstützte er die demokratische Kandidatin Hillary Clinton.
Clinton und Obama
Am Mittwoch-Vormittag bestätigte der Secret Service zuerst die ominösen Sendungen an Clinton und Obama: Das an Clintons Wohnsitz außerhalb von New York adressierte Paket sei am Vorabend entdeckt worden. Mittwochfrüh sei dann ein zweites verdächtiges Paket an Obama in Washington aufgetaucht. Beide Pakete seien bei Routine-Checks als mögliche Sprengsätze aufgefallen - vor der Auslieferung. Die beiden hätten die Pakete nicht erhalten und seien nicht in Gefahr gewesen.
Time Warner Center: CNN / Ex-FBI-Chef John Brennan
Mitten in die Live-Berichterstattung von CNN platzt ein Feueralarm. Das komplette Gebäude und einige andere im näheren Umkreis werden geräumt. Der Grund auch da: ein verdächtiges Paket.
CNN berichtete, das Paket, das bei dem Sender einging, sei an den früheren CIA-Direktor John Brennan adressiert gewesen - der ein erklärter Gegner von US-Präsident Trump ist und regelmäßig als Kommentator auf CNN und in anderen Medien auftritt. Brennan ist wie Obama und Clinton eine Hassfigur für Trumps Anhänger. CNN selbst ist ebenso immer wieder Ziel heftiger Kritik von Trump und dessen Lager.
Zwei Bomben an Maxine Waters
Die US-Bundespolizei FBI hat am Donnerstag bestätigt, dass auch an die demokratische Kongressabgeordnete Maxine Waters zwei Paketbomben adressiert waren. Damit steigt die Zahl der an prominente Demokraten versendeten Sprengsätze auf acht. Weitere gingen unter anderem an Ex-Präsident Barack Obama und die frühere Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, aber auch an den US-Fernsehsender CNN.
Die kalifornische Abgeordnete Waters ist eine scharfe Kritikerin von US-Präsident Donald Trump. Eines der Päckchen an Waters wurde in einer Poststelle in Maryland abgefangen.
Eric Holder, Ex-Justizminister Absende-Etikett: Abgeordnete Wasserman Schultz
Auch an Obamas früherer Justizminister wurde eine Bombe geschickt. Holder ist wie Waters Afroamerikaner und prominenter Kritiker Trumps. Das Päckchen an Holder war einem NBC-Bericht zufolge falsch adressiert und landete stattdessen im Büro der demokratischen Abgeordneten Debbie Wasserman Schultz, dessen Adresse als Absender angegeben war.
Doch keine Bombe an Andrew Cuomo, Gouverneur
Der demokratische Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, berichtete am Mittwoch ebenfalls von einer Briefbombe an ihn, die seinem Büro zugestellt worden sei. Doch es stellte sich heraus, das verdächtige Paket behinhaltete einen USB-Stick mit Informaitonen über die "Proud Boys" eine rechtsextreme Gruppe, die jüngst mit gewalttätigen Ausschreitungen in Manhattan auf sich aufmerksam machte.
(APA/Ag./klepa)