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34 traditionelle Berufsfischer gehen am Untersee auf den Fang von
34 traditionelle Berufsfischer gehen am Untersee auf den Fang von (c) von Bloch, Marcus Elieser/CC BY 2.0 via Wikimedia Commons
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71 - Wird alles leer gefischt? Der Bodensee nicht. Ein Fischer über das wunderbare See-Management.

Als Binnenfischer auf dem Bodensee hat Stefan Riebel einen schönen, anstrengenden Beruf. Eine Stunde vor Sonnenaufgang und ab 17  Uhr darf er ausfahren. Er fischt auf der deutschen Seite des Untersees, der ein Achtel der Fläche, aber nur 0,1 Prozent des Wasservolumen des Obersees hat: „Wir sind der Tropfen auf dem heißen Stein!", lacht er: 34 Berufsfischer (sieben Schweizer, 27 Deutsche), die den See gemeinsam bewirtschaften. Ein hochdetailliertes Regelwerk, entwickelt seit Hunderten Jahren, sorgt für Gerechtigkeit. Maschenweite und Garnstärke sind auf Zehntelmillimeter vor gegeben, dazu Netzlänge und Netzhöhe. Kontrollieren tut das der Fischereiaufseher, der schwirrt da irgendwo rum", zeigt er auf den See. Riebel und Kollegen – und auch eine Kollegin – fischen passiv, „das Netz kommt nicht zum Fisch, sondern die Fische kommen zum Netz". Klar, er spricht nicht ganz so, sondern in lässigem Alemannisch. Als er einen Witz reißt, krieg ich den, konzentriert an seinen Lippen hängend und nickend, gar nicht mit. Er grinst: „Das haben Sie jetzt aber nicht ernst genommen?" Ich lache etwas verzweifelt.

Ein Viertel von Riebels Einkommen stammt aus der Fischerei, der Rest aus Imbiss und Laden, „wir verkaufen alles, bis zum Feuerzeug mit Aufdruck". Der Hauptfisch ist Felchen – den er „Felche" ausspricht – die lokale Reinanke. „Felchen" ist keine Verkleinerungsform, der heißt einfach so. Auch Barsch und Hecht haben eine gewisse Bedeutung, „die Rotauge" (Plural) seien „im Komme" und daher „gut zu verkaufe". Die e am Schluss lassen sie hier alle aus: „Es sind Stellnetz, wo wir verwende." Im nährstoffreichen Untersee ist der Ertrag pro Hektar höher als im Obersee, dessen Erwärmung und Abkühlung langsamer vonstatten geht. „Aber Niedrigwasser ist schon anspruchsvoller." Riebel hat das Handwerk von seinen Vorfahren gelernt, seit zehn Jahren fährt nun sein Sohn mit ihm auf den See. Sitzt man im gleichen Boot, könne man sich die Aufgaben ­teilen und spare Benzin. Zu zweit sein erleichtere vieles, „vor allem, wenn’s weht … hm, wenn’s windig ist", verbessert er sich. Aber das hab ich verstanden.

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