US-Bombenserie: OSZE kritisiert Trumps Feldzug gegen die Medien

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US-Ermittler identifizieren zwei weitere verdächtige Pakete an US-Schauspieler Robert de Niro und Ex-Vizepräsident Joe Biden. Der US-Präsident macht die "endlose Feindseligkeit der Medien" für die Vorfälle verantwortlich.

Nach dem Versand mehrerer Rohrbomben an bekannte Demokraten in den USA sind weitere verdächtige Päckchen an prominente Kritiker von Präsident Donald Trump geschickt worden. Ermittler entdeckten Sendungen an Ex-Vizepräsident Joe Biden und Schauspieler Robert De Niro.

Sie glichen denen, die an den früheren Präsidenten Barack Obama und Ex-Außenministerin Hillary Clinton verschickt wurden, wie NBC unter Berufung auf Strafverfolger berichtete. Insgesamt stieg die Zahl der seit Montag adressierten Trump-Gegner damit auf acht. Verletzt wurde niemand.

Trump, der am Mittwoch sanftere Töne angeschlagen und die Amerikaner zu Zusammenhalt aufgerufen hatte, gab am Donnerstag liberalen Medien eine Mitschuld. Sie vergifteten die Stimmung im Land, schrieb er auf Twitter. "Ein sehr großer Teil des Ärgers, den wir heute in unserer Gesellschaft feststellen, wird verursacht durch die absichtlich falsche und ungenaue Berichterstattung in den Mainstream-Medien, die ich als Fake News bezeichne."

Kongresswahlen am 6. November

Die Adressaten der Päckchen hatten Trump vor und seit seinem Amtsantritt teils scharf attackiert oder beleidigt. Kritiker werfen dem Präsidenten vor, mit seiner Rhetorik die Spaltung der Gesellschaft voranzutreiben. In den USA stehen am 6. November Kongresswahlen an.

Am Donnerstag war weiter unklar, welchen Schaden die Sprengsätze bei einer Explosion hätten anrichten können. FBI und Polizei erklärten, dass es sich "offensichtlich um Rohrbomben" handle. Mindestens eine Bombe bestand Berichten zufolge aus einem mit Schwarzpulver und Glassplittern gefüllten PVC-Rohr, das auch mit einem Zünder verbunden war. US-Medien berichteten übereinstimmend von Rohrbomben. Eine endgültige Klärung der Behörden, ob unter den Sendungen auch Attrappen waren, gab es nicht.

Biden und De Niro hatten Trump offen und teilweise heftig attackiert. Zwei an Biden gerichtete Päckchen wurden in Postfilialen im Staat Delaware gefunden, wo der Demokrat lebt. Die Bombenentschärfer setzten laut NBC einen Roboter ein, auch Bidens Haus wurde durchsucht. Das an De Niro gerichtete Päckchen hatten Sicherheitsleute am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit) in New York entdeckt. Laut Polizei wurde es entfernt.

Absender Debbie Wasserman Schultz

Die gepolsterten Umschläge glichen sich, berichteten US-Medien unter Berufung auf Strafverfolger. Sie waren jeweils mit sechs Briefmarken frankiert und hatten als Absender den Namen der Abgeordneten Debbie Wasserman Schultz, die von 2011 bis 2016 Parteichefin der demokratischen Partei war. Die Adressen waren gedruckt und nicht von Hand geschrieben. Vermutlich stammten die Päckchen vom selben Täter, sagte New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio.

Die Päckchen gingen seit Montag auch an den früheren CIA-Direktor John Brennan, Ex-Justizminister Eric Holder, die demokratische Abgeordnete Maxine Waters und den Milliardär George Soros, der Hillary Clinton und andere Demokraten mit Wahlkampfspenden in Millionenhöhe unterstützt hatte. Sie waren wie auch Obama und Clinton häufig Zielscheiben der politischen Rechten.

Der amerikanische Postdienst USPS fotografiert und notiert Absender und Adressaten sämtlicher Postsendungen, wie CBS unter Berufung auf eine mit den Ermittlungen vertraute Person berichtete. Derzeit werde geprüft, ob vergleichbare Sendungen an andere ranghohe Demokraten im Umlauf sind. Ein UN-Sprecher sagte, auch bei den Vereinten Nationen werde eingehende Post "mit Hinblick auf die Vorfälle" geprüft.

(APA/dpa)

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