Trump verurteilt "bösartige antisemitische Attacke" in Pittsburgh

Gedenken an die Opfer von Pittsburgh vor dem Weißen Haus
Gedenken an die Opfer von Pittsburgh vor dem Weißen HausAPA/AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLD
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Die Schüsse auf Besucher einer Synagoge stellen die "wahrscheinlich" tödlichste antisemitische Tat in der Geschichte der USA dar. Präsident Trump appelliert, den "Hass zu überwinden". Gegen den mutmaßlichen Täter wurde Anklage erhoben.

US-Präsident Donald Trump hat den Angriff auf Besucher einer Synagoge in Pittsburgh als "bösartige antisemitische Attacke" verurteilt. "Diese bösartige antisemitische Attacke ist ein Angriff gegen die Menschheit", twitterte Trump in der Nacht auf Sonntag. Nunmehr müssten alle daran arbeiten, "das Gift des Antisemitismus aus unserer Welt zu entfernen“. Außerdem appellierte der Präsident: "Wir müssen uns vereinigen, um den Hass zu überwinden." Amerika trauere um die Opfer des Massenmordes in der Synagoge.

Es war nicht die erste Reaktion Trumps auf die Ereignisse in Pittsburgh; zuerst hatte er schnellere Todesurteile für Mörder gefordert. "Sie sollten wirklich den ultimativen Preis zahlen", sagte Trump am Samstag über Menschen, die Gläubige in Gotteshäusern erschießen. "Sie sollten nicht Jahre über Jahre darauf warten." Auch UNO-Generalsekretär Antonio Guterres verurteilte das Attentat auf die Synagoge scharf. Er sei "zutiefst schockiert", betonte er und bekundete den Familien der Opfer sein Beileid. "Die Schüsse in Pittsburgh sind eine schmerzvolle Erinnerung an anhaltenden Antisemitismus", für den es im 21. Jahrhundert keinen Platz mehr geben dürfe. 

Hintergrund der Worte ist der "wahrscheinlich" tödlichste antisemitische Anschlag der US-Geschichte, teilte die auf Beobachtung und Bekämpfung des Antisemitismus spezialisierte US-Organisation Anti-Defamation League (ADL) mit: Ein schwer bewaffneter Angreifer hat am Samstag in einer Synagoge in Pittsburgh um sich geschossen und mindestens elf Menschen getötet. Sechs weitere Menschen wurden verletzt, darunter vier Polizisten, wie die örtlichen Behörden mitteilten.

Der Angreifer hatte während einer Zeremonie zur Namensgebung für ein Baby das Feuer eröffnet. Dabei soll er Medienberichten zufolge "Alle Juden müssen sterben!" gebrüllt haben. Nach Behördenangaben war er mit einem Sturmgewehr und mindestens drei Handgranaten bewaffnet. Nach einem Schusswechsel mit der Polizei wurde er festgenommen und in ein Krankenhaus eingeliefert.

Anklage in 29 Punkten gegen 46-Jährigen erhoben

Bei dem mutmaßlichen Angreifer handelt es sich um einen 46-Jährigen aus Pittsburgh. Das US-Justizministerium teilte mit, es strebe die Todesstrafe für den Täter an. Die Bundesstaatsanwaltschaft erhob noch in der Nacht Anklage in 29 Punkten gegen den Mann. Nach Angaben des FBI handelte der Mann allein. Er sei der Polizei vor dem Angriff offenbar nicht bekannt gewesen.

Der 46-Jährige soll der Verfasser einer Serie von antisemitischen Botschaften sein, die vor allem in einem rechtsgerichteten Portal veröffentlichte wurden. In einem Eintrag, der von ihm stammen soll und nur wenige Stunden vor dem Attentat gepostet wurde, wird die jüdische Flüchtlingshilfeorganisation Hias angegriffen: "Hias holt gerne Eindringlinge, die unsere Leute töten. Ich kann nicht sitzen bleiben und zusehen, wie meine Leute abgeschlachtet werden. Scheiß auf Eure Sichtweise, ich gehe rein."

Trump kündigt mildere Wortwahl an

Es handelt sich bereits um den zweiten offenbar politisch motivierten Gewaltakt, der die USA in der Schlussphase des Wahlkampfs für die Kongresswahlen am übernächsten Dienstag erschüttert. In den Vortagen waren 13 Briefbomben abgefangen worden, die an prominente Trump-Kritiker gerichtet waren, unter ihnen Ex-Präsident Barack Obama und die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Der mutmaßliche Versender der Sprengsätze, ein 56-jähriger Mann aus dem US-Staat Florida, war am Freitag festgenommen worden.

Seit dem Auftauchen der Bomben sieht sich Trump mit verschärften Vorwürfen konfrontiert, er trage mit seiner oft aggressiven und polemischen Rhetorik zur Aufheizung des politischen Klimas im Land bei. Nach der Attacke auf die Synagoge kündigte er an, er wolle einen anderen Ton anschlagen.

(APA/Reuters/AFP/dpa/Red.)

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