"Trump dirigiert, die Märkte spielen mit"

HONG KONG-MARKETS-STOCKS
HONG KONG-MARKETS-STOCKSAPA/AFP/ANTHONY WALLACE
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Die Ankündigung, den Konflikt im Handelsstreit mit China zu entschärfen, reicht aus, um die europäischen Aktienkurse anzutreiben.

Nun gibt es nach Monaten der Konfrontation im Handelsstreit ein deutliches Signal der Entspannung. US-Präsident Donald Trump will den Konflikt mit China nach einem Medienbericht noch in diesem Monat aus der Welt schaffen. Nach dem Trump-Tweet vom Vortag treiben nun Berichte, wonach der US-Präsident seine Administration bereits angewiesen hat, an einem Vertragsentwurf mit China zu arbeiten. „Trump dirigiert, die Märkte spielen mit", wird Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets auf finanztreff.de zitiert.

Die Signale treiben am Freitagmittag auch die europäischen Aktienkurse nach oben. Der DAX steigt um 1,67 Prozent auf 11.659 Punkte und steht auf dem höchsten Stand seit zwei Wochen. Der Euro-Stoxx-50 gewinnt 1,33 Prozent auf 3.246 Punkte. Der FT-SE-100 der Börse London stieg um 0,86 Prozent und steht nun bei 7.176,12 Punkten,

Zuvor hatte bereits die Börse in Tokio eine Aufholjagd hingelegt. Der Nikkei-225 Index schloss mit plus 556,01 Punkten oder 2,56 Prozent bei 22.243,66 Zählern. Durch die Bank konnten die Indizes in Asien klar zulegen - ein massiven Satz nach oben machte vor allem der Hang Seng Index der Börse in Hongkong. Der Hang Seng Index in Hongkong zeigte sich extrem fest und stieg um satte 4,21 Prozent.

Mit der Trump-Ankündigung nimmt damit die Risikobereitschaft der Anleger wieder deutlich zu: Die Anleihemärkte leiden unter Umschichtungen in Aktien. Selbst in Technologieaktien zeigt sich daher keine negative Reaktion auf den Ausblick von Apple. Die Apple-Aktie fiel im nachbörslichen Handel in der Spitze über sieben Prozent. Die Hoffnung auf ein China-Abkommen werde dies aber kräftig abmildern, heißt es im Handel. Zudem waren die Zahlen gut; bemängelt wurde die künftige Intransparenz.

Warten auf US-Arbeitsmarkt

Der Stoxx-Technologie-Index steigt um 2,1 Prozent. Noch stärker nach oben geht es mit dem europäischen Auto-Index, der mit einem Plus von 3,7 Prozent den Aufschwung anführt.

Am frühen Nachmittag wurde zudem bekannt, dass die US-Wirtschaft im Oktober merklich mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Außerhalb der Landwirtschaft seien 250.000 Stellen neu entstanden, teilte das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mit. Analysten hatten im Mittel nur mit 200.000 neuen Jobs gerechnet. Der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten wurde insgesamt bestätigt.

Angst haben Marktteilnehmer vor allem vor einem stärkeren US-Zinsanstieg durch eine rascher steigende Inflation, getrieben von den Lohnkosten.

Zeugnistag für Banken

Die Kreditinstitute erfahren heute, Freitag abends, wie sie beim jüngsten Stresstest der Aufseher abgeschnitten haben. Im Blickpunkt stehen einmal mehr die italienischen Häuser, die auch zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise immer noch auf einem riesigen Berg fauler Kredite sitzen. Die Ergebnisse wollen die europäische Bankenaufsicht EBA und die Europäische Zentralbank (EZB) um 18.00 Uhr veröffentlichen.

Insgesamt wurden in den vergangenen Monaten 48 Banken aus 15 EU-Ländern und Norwegen unter die Lupe genommen. Sie mussten bei dem Fitnesscheck beweisen, dass sie auch bei einer schweren Rezession nicht umfallen und über ausreichende Kapitalpuffer verfügen. Aus Österreich wurden Erste Group und RBI geprüft. Besonderes Augenmerk gilt den italienischen Banken. Sie haben nicht nur einen Berg an Problemkrediten in ihren Büchern, bei denen Kunden Schwierigkeiten mit der Rückzahlung haben.

Analyst: Wirtschaft droht Schwächephase

An der seit einigen Wochen vorherrschenden Volatilität und Unsicherheit an den Kapitalmärkten wird sich jedoch vorerst nicht viel ändern. Das erwarten die Experten von J.P. Morgan Asset Management. „Die Zahlen der konjunkturellen Frühindikatoren sind Stück für Stück etwas schlechter geworden“, betont Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt. Das lasse vermuten, dass eine Schwächephase in der Wirtschaft drohe. Auch die aktuellen politischen Risiken, seien es die italienischen Haushaltspläne, der Brexit oder die Gemengelage rund um den Handelsstreit zwischen den USA und China, haben Anleger verunsichert“.

Und auch wenn er ausführt, dass die Rezessionsrisiken für die nächsten zwölf Monate gering sind und weder Italiens Budget noch die britische Brexit-Diskussion zu größeren Verwerfungen an den Märkten führen dürften, sollten Anleger angesichts der höheren Volatilität in der Zyklus-Spätphase in Betracht ziehen, ihr Portfolio etwas defensiver auszurichten.

Das US-Wirtschaftswachstum ist laut Galler aufgrund des Fiskalstimulus immer noch „auf Steroiden“, befinde sich aber inzwischen in einem weit fortgeschrittenen Stadium des Konjunkturzyklus. „Das Vertrauen der Verbraucher ist derzeit nahezu euphorisch und das steigende Lohnwachstum dürfte sich weiter stimulierend auswirken“, so der Stratege. Doch auf Unternehmensseite werden die Schwierigkeiten bereits sichtbar: Die Arbeitskosten steigen und es ist angesichts einer historisch niedrigen Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent im September immer schwieriger, geeignete Fachkräfte zu finden.

(red./APA)

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