Ein übler Mozart-Mix in Linz

Im Griff einer zwangsoriginellen Regie: Hans Schöpflin ist mit dem Tito überfordert.
Im Griff einer zwangsoriginellen Regie: Hans Schöpflin ist mit dem Tito überfordert.(c) Landestheater Linz/Sakher Almonem
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„Zwei Opern zum Preis von einer“ – so wirbt man in Linz für die Bearbeitung von Mozarts „Tito“ durch Manfred Trojahn. Doch der Abend enttäuscht auf mehrfache Art.

Eine inszenierte Ouverture verheißt selten etwas Gutes: In Linz kommt es in Titos Schlafzimmer nicht zur Sache, obwohl der Kaiser nichts unversucht lässt, um Berenice, seine große Liebe, zu entblättern – sie entflieht ihm per Helikopter. Dank Überwachungskameras sichtbar für alle.

Zu Mozarts wunderbarer Musik ist das Mitteilungsbedürfnis des Regisseurs François De Carpentries nicht enden wollend. Der sexbesessene Sesto vernascht in einem Truffaldino-Kostüm Vitellia in ihrem Boudoir oder verschwindet unter ihrem raumgreifenden Rock. Oder: Tito diskutiert mit Publio im Schlafzimmer die politischen Strategien – zähneputzend, nur in einer schwarzen Boxershort. Zustände wie im alten Rom, nur gesehen mit den Augen des 21. Jahrhunderts, mit dem sprichwörtlichen Holzhammer auf die Bühne gebracht, damit es nur ja jeder kapiert. Ein autoritär geführter Staat, voll von Security, ein IT-Labor, das Titos Unsicherheit symbolisieren sollte. Er agiert im blassblauen Anzug wie ein Businessman mit Schmachtlocke, fetten Haaren, die Hände in den Hosentaschen. Milde ist zu politischem Tagesgeschäft verkommen und nicht mehr Inhalt und Ziel der Handlung. Denn Tito trauert seiner Idée fixe, Berenice, nach – dass sie es gewagt hat, ihn zu verlassen, demoliert sein Ego. Nur schade, dass es im alten (oder neuen) Rom keinen tüchtigen Psychotherapeuten gab, der ihm hätte helfen können . . .

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