Champions League: Neue Kräfte für das ergraute Ballett

Steht vor den Wochen der Wahrheit: Santiago Solari.
Steht vor den Wochen der Wahrheit: Santiago Solari.(c) APA/AFP/GABRIEL BOUYS (GABRIEL BOUYS)
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Unter Santiago Solari hat sich Real Madrid wieder erholt, der Exprofi hat erkannt, dass beim Titelverteidiger ein Umbruch bevorsteht. Darf die Interimslösung nun bleiben?

Madrid/Wien. Nicht einmal eine Woche hat Santiago Solari, 42-jähriger Argentinier, gebraucht, um die Trainerdiskussion bei Real Madrid zu beenden. Antonio Conte, Roberto Martínez, José Mourinho – diese Namen interessieren mittlerweile nicht mehr, auch die Madrider Sportzeitungen „Marca“ und „As“ scheint Solari schon auf seine Seite gezogen zu haben. Schließlich war es der Interimstrainer, eigentlich Coach der zweiten Mannschaft, der die Königlichen in Windeseile wieder auf die Siegerstraße gebracht hat.

Solari hat seine ersten beiden Partien auf Anhieb gewonnen. Und das, nachdem Julen Lopetegui zuvor fünf Niederlagen in sieben Spielen eingefahren hat, darunter das demoralisierende 1:5 beim Erzrivalen FC Barcelona, und nach nur 139 Tagen im Amt gefeuert worden war. Die wirklich großen Prüfsteine fanden sich unter Solaris Auftaktgegnern allerdings noch nicht. Im spanischen Cup wurde Drittligist Melilla mit einem 4:0 verabschiedet, in der Liga gewann Real vor Heimpublikum gegen Mittelständler Valladolid 2:0. Aber immerhin gelangen dabei sechs Tore, für eine solche Ausbeute hatte Lopetegui zuletzt neun Partien benötigt. Außerdem wurde die Null gehalten, Solaris Vorgänger hatte in seinen letzten fünf Partien gleich zehn Gegentreffer kassiert.

Das verbannte Supertalent

„Im Fußball sind Gefühlslage und Selbstvertrauen entscheidend“, erklärte Solari, nachdem sich seine Truppe zumindest auf Tabellenplatz sieben vorgearbeitet hatte. In der Champions League will Real beim tschechischen Meister Viktoria Pilsen (21 Uhr, live, Dazn) nun den dritten Sieg unter Solari feiern. Ist der Titelverteidiger also auf dem Weg zurück zu alter Stärke?

Solari weiß, dass er es mit einem alternden „weißen Ballett“ zu tun hat. Der Umbruch ist nach wie vor ausständig. Allen voran gilt es Sergio Ramos, 32, Marcelo, 30, und Luka Modrić, 33, demnächst zu ersetzen, im Angriff hat Karim Benzema, 30, längst nicht mehr das Weltklasseformat von einst.

So ist es auch als Zeichen zu werten, dass Solari dem 18-jährigen Vinícius Júnior vertraut, eine brasilianische Stürmerhoffnung, die Lopetegui in die B-Mannschaft – also zu Solari – verbannt hatte. Vinícius war mit zwei Vorlagen nicht nur Matchwinner in Melilla, sondern auch gegen Valladolid der Erfolgsgarant. Als er in der 73. Minute aufs Feld kam, stand es 0:0, Real hatte sich an der Defensive der Gäste aufgerieben. Zehn Minuten nach seiner Einwechslung traf der Teenager zur Führung. „Der Brasilianer steht für Freude, Dreistigkeit und Schnelligkeit“, jubelte „Marca“. Also für all das, was Real so dringend nötig hat.

Die Sympathien der Fans waren Solari nach diesem Coup sicher. Auch, dass er auf die jungen spanischen Außenverteidiger Sergio Reguilón, ein Real-Eigengewächs, und Álvaro Odriozola setzte, als die Stammkräfte Marcelo und Carvajal verletzt ausfielen, steigerte die Beliebtheitswerte des ehemaligen Real-Profis.

Nun aber folgt sein großer Test. Die Madrilenen müssen noch im November viermal in der Fremde antreten, heute in Pilsen, dann bei Favoritenschreck Celta Vigo, dann beim gefährlichen Underdog Eibar und danach bei AS Roma. Meistert Interimscoach Solari aber auch diesen Roadtrip, ist die Trainersuche in Madrid wohl endgültig zu Ende.

CHAMPIONS LEAGUE 4. Spieltag

Gruppe E: Bayern München – AEK Athen, Benfica Lissabon – Ajax Amsterdam (je 21 Uhr, Dazn).

Gruppe F: Manchester City – Schachtar Donezk, Olympique Lyon – Hoffenheim (je 21 Uhr, Dazn).

Gruppe G: ZSKA Moskau – AS Roma (18.55 Uhr, Dazn), Viktoria Pilsen – Real Madrid (21, live, Dazn).

Gruppe H: Valencia – Young Boys Bern (18.55 Uhr, Dazn), Juventus Turin – Manchester United (21 Uhr, Sky).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2018)

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