Verhärtete Fronten bei Metaller-KV: "Das heurige Theater ist einzigartig"

FORTSETZUNG DER KV-VERHANDLUNGEN DER METALLER
FORTSETZUNG DER KV-VERHANDLUNGEN DER METALLERAPA/GEORG HOCHMUTH
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Die Arbeitgeber üben in den Lohnverhandlungen scharfe Kritik an der Gewerkschaft. Sie würden Betriebe und Beschäftigte "in Geiselhaft" nehmen.

Die Arbeitgeberseite in den Metaller-Lohnverhandlungen für die Metalltechnische Industrie wirft den Gewerkschaften vor, sie würden Betriebsversammlungen auch in Unternehmen abhalten, die gar nicht Teil dieser KV-Sparte seien. Damit würden sie Betriebe und Beschäftigte in Branchen "in Geiselhaft nehmen", deren KV in ganz anderen Runden verhandelt werde, etwa der Fahrzeug- oder Stahlindustrie.

Verhandelt werde am Donnerstag nur der KV für die Metalltechnische Industrie, betonte deren Chefverhandler Christian Knill am Mittwoch. Die sogenannte "Metallerrunde" existiere schon seit sechs Jahren nicht mehr, daher gebe es auch keinen "Metaller-KV". Dennoch hätten "öffentlichkeitswirksame" Betriebsversammlungen in Unternehmen stattgefunden, die man nicht vertrete. Es sei "unprofessionell und unseriös", die Metalltechnische Industrie da als Pressbock herzunehmen.

Vernunft und Verantwortungsbewusstsein seien für die Funktionäre offenbar Fremdworte geworden, sie würden "wie Populisten die Stimmung mit Halbwahrheiten und Verdrehungen künstlich aufheizen", so der Fachverbandsobmann: "Das heurige Theater ist einzigartig und ein Tiefpunkt in der sozialpartnerschaftlichen Tradition der Gewerkschaften."

Für die KV-Runde der Metalltechnischen Industrie hält Knill fest, es werde "keine unvernünftige Belastung" der Betriebe geben - und die Novelle des Arbeitszeitgesetzes habe keinen unmittelbaren Einfluss auf diesen KV, daher könne es auch keinerlei Gegenleistungen geben. Die Arbeitnehmervertreter pochen ja weiter massiv auf Kompensationen für die neue Möglichkeit von 12-Stunden-Tagen. Hier sichert der Fachverbandsobmann zu, dass man "gerne bereit" sei zu einer Analyse gegebenenfalls fairen Lösungen, sollte die betriebliche Praxis in Sachen Arbeitszeit doch ein anderes Bild ergeben.

Arbeitszeit: "Sind der falsche Ansprechpartner"

Zudem werde das Arbeitszeitthema seit einigen Tagen wieder von der Politik diskutiert und es stünden mögliche Änderungen im Raum, erinnert er. "Wir sind der falsche Ansprechpartner", so Knill in einer Aussendung: "Bei uns gelten grundsätzlich der 8-Stunden-Tag und die 38,5-Stunden-Woche, hohe Zuschläge für Überstunden und ein modernes Zeitkontenmodell." Es könne daher im KV keine Abgeltung für etwas geben, das noch gar nicht umgesetzt oder erprobt sei.

Die Arbeitnehmerseite fordert eine Lohn- bzw. Gehaltssteigerung von 5 Prozent oder mindestens 100 Euro mehr. Auch das lehnen die Arbeitgeber ab. Sie boten gut 2 Prozent Inflationsausgleich plus einen Anteil an der Produktivitätssteigerung, die sie mit 0,7 Prozent taxieren. Knill versichert, dass man den Beschäftigten eine Abgeltung der Inflation und einen ordentlichen Anteil am Produktivitätsfortschritt garantiere. Dennoch hätten die Gewerkschaften die Verhandlungen zuletzt einseitig abgebrochen. "Ihr Forderungspaket ist derart abgehoben, dass wir es keinesfalls akzeptieren können."

Am Donnerstag treffen sich Gewerkschaft und Arbeitgeber ab 13 Uhr erneut zum Feilschen. Das große Verhandlungsteam wird sich in der ÖGB-Zentrale aufhalten. Die eigentlichen Verhandlungen sollen aber in einem Wiener Hotel stattfinden.

(APA)

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