Sozialstatus von Gänsen wichtig für Verdauung

A goose spreads its wings to take off at a park near the East River during a rain shower in the Brooklyn borough of New York
A goose spreads its wings to take off at a park near the East River during a rain shower in the Brooklyn borough of New York(c) REUTERS (Lucas Jackson)
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Partner und Nachwuchs verbessern Stoffwechsel.

Graugänse haben komplexe Sozialstrukturen. Die Wasservögel leben in großen Scharen, die in Clans mit je einem Weibchen an der Spitze unterteilt sind. Ihre Hackordnung wird in aggressiven Auseinandersetzungen geklärt – Vögel mit Partnern schneiden hier besser ab als Singles: Wer bereits Küken zur Welt gebracht hat, dominiert über diejenigen ohne Nachwuchs.

Der so gewonnene Status entscheidet nicht nur über das Verhalten der Vögel untereinander, sondern er beeinflusst die Gänse auch bis in die molekularen Prozesse ihres Stoffwechsels, wie Forscher der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle (KLF) der Universität Wien nun herausgefunden haben. Die Forschungsgruppe, unter der Leitung von Didone Frigerio, begleitete eine Gruppe von 38 Graugänsen einen Winter lang und sammelte 184 Kotproben, um die Wechselwirkung von Sozialstatus und Verdauungseffizienz zu untersuchen. Ihre Ergebnisse zeigten einen klaren Zusammenhang: Die in der Gänsegesellschaft bessergestellten Paare mit Nachwuchs hatten auch die höchste Verdauungsleistung.

Weniger Stresshormone

Den Grund dafür sieht Frigerio in der geringeren Ausscheidung von Stresshormon-Abbauprodukten, sogenannten Kortikosteron-Metaboliten. „Der soziale Status moduliert den Stoffwechsel wahrscheinlich über eine Kette von physiologischen Mechanismen“, so die Biologin. Die enge Beziehung zu Familienmitgliedern erhöhe die Stressresistenz, was wiederum zu einer besseren Verdauung beitrage.

Ihre aktuelle Studie ergänzt vorherige Arbeiten, die gezeigt haben, dass sich soziale Faktoren auch auf das Immunsystem, den Fortpflanzungserfolg oder die Ernährungsstrategien der Tiere auswirken. Kaum ein Aspekt im Gänseleben also, der nicht von ihrer Gemeinschaft beeinflusst wird. (däu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2018)

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