Gedenkfeier: Macron warnt vor „Rückkehr der Dämonen“

Dutzende Staatsgäste – unter ihnen Merkel, Trump und Putin – nahmen an den Jahrestagsfeiern zum Ende des Ersten Weltkriegs in Paris teil.
Dutzende Staatsgäste – unter ihnen Merkel, Trump und Putin – nahmen an den Jahrestagsfeiern zum Ende des Ersten Weltkriegs in Paris teil.(c) REUTERS (SPUTNIK)
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Bei der Feier zu 100 Jahren Ende des Ersten Weltkriegs in Paris ließen sich die Differenzen zwischen den Großmächten nicht einmal mehr rhetorisch übertünchen.

Paris. Alle (oder fast alle) waren auf Einladung des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron gekommen, um zu Füßen des Triumphbogens an der Gedenkfeier zum Ende des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren teilzunehmen: Delegationen aus rund hundert Ländern der Welt, Vertreter der internationalen Organisationen, Dutzende von Staats- und Regierungschefs, unter ihnen Alexander Van der Bellen, Angela Merkel, Recep Tayyip Erdoğan, Wladimir Putin und auch Donald Trump. Für diesen einen Tag wollten die Herrschenden der Welt im Bestreben, den Frieden zu schaffen und zu wahren, vereint dastehen.
Natürlich täuscht die Jubiläumseintracht nicht darüber hinweg, dass sogleich nach dem feierlichen Anlass, der mit Ravels „Bolero“ zu Ende ging, sofort wieder Dissonanzen hörbar wurden. Gastgeber Emmanuel Macron hat es sich in seiner Rede nicht nehmen lassen, seine Vision einer multinationalen Politik als einzig möglichen Weg zur Verhinderung oder Lösung von Konflikten darzustellen. Als er die selbstlosen Opfer der Soldaten aller beteiligten Kriegsparteien würdigte, die „für ihr Vaterland und die Freiheit in den Kampf zogen“, wollte er einen wichtigen Unterschied machen: „Patriotismus ist das exakte Gegenteil von Nationalismus.“ Einige prominente Zuhörer, unter ihnen Donald Trump, der sich mit seinem „America First“ besonders angesprochen fühlen musste, zuckten nicht mit der Wimper. Auch nicht als Macron in diesem Zusammenhang davor warnte, dass „alten Dämonen wieder aufsteigen, ihr Werk von Chaos und Tod zu vollenden“.

Donald Trump auf Abwegen

Der amerikanische Präsident ließ kaum eine Gelegenheit aus, sich bei diesem Treffen der Großen der Welt abzusondern. Während die Ehrengäste unter strömendem Regen gemeinsam auf der Avenue des Champs-?lysées zum Triumphbogen marschierten, fuhr Trump, eskortiert von mehreren Fahrzeugen, in seiner aus dem Auspuff rauchenden, neun Tonnen schweren, gepanzerten Limousine vor, in der er wartete, bis alle anderen Platz unter dem Festzelt genommen hatten. Nur Putin traf noch später ein.


Ein bilaterales Treffen zwischen dem amerikanischen und russischen Präsidenten sollte auf Wunsch von Macron nicht stattfinden, damit der eigentliche Anlass (und wohl auch der Gastgeber selber) nicht zu sehr in den Schatten gestellt würde. Das Treffen soll nun zur Zukunft des INF-Abrüstungsvertrags am Rande des G-20-Gipfels Ende November in Buenos Aires stattfinden.


Eigentlich wollte Trump gar nicht nach Paris kommen, sondern seinen Vize Mike Pence schicken. Schließlich dürften ihn seine Mitarbeiter doch überzeugt haben. Irritiert hatte ihn freilich im Vorfeld auch Macrons Äußerungen von der vergangenen Woche zur Notwendigkeit einer von den USA unabhängigen europäischen Verteidigung. Trump nannte diesen Vorstoß auf Twitter eine Beleidigung.


Mit der herzlichen Freundschaft der ersten Tage zwischen den beiden dürfte es sowieso nicht mehr so weit her sein. Das war bei einem Fototermin mit Macron bereits am Samstag im ?lysée-Palast sichtbar. Beobachter amüsierten sich über die krampfhafte Begrüßung der beiden: Eisern umklammerte Macron die Finger der rechten Hand des US-Präsidenten. Der Händedruck war so stark und so lang, dass Trump nach einiger Zeit seine Finger ausstreckte, als würde er gern loslassen.

Twitter statt Soldatenfriedhof

Dass Trump danach wegen des schlechten Wetters nicht wie ursprünglich geplant einen amerikanischen Soldatenfriedhof besuchte, stieß in seinem Land bei den ihm sonst nahestehenden Veteranenverbänden auf Protest. Statt sich verregnen zu lassen, zog er es vor, aus der US-Botschaft per Twitter die Innenpolitik – namentlich die Wahl des Gouverneurs von Florida – zu kommentieren. Am Sonntagnachmittag holte er den Friedhofsbesuch nach.

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