Spionagefall: Russisches TV sieht Österreich als Opfer der USA

Symbolbild: Bundesheer
Symbolbild: Bundesheerimago/CHROMORANGE (imago stock&people)
  • Drucken

Die Sender NTW und Perwy Kanal kritisieren die US-dominierte Politik des Westens, die Sebastian Kurz' Vermittlerrolle zwischen Russland und Europa torpedieren wolle.

Zwei der drei wichtigen Wochenmagazine im staatsnahen russischen Fernsehen haben am Sonntag auf einen aktuellen austro-russischen Spionagefall verwiesen. Sowohl "Tolstoj. Sonntag" als auch "Der Wochenüberblick mit Irada Sejnalowa" stellten dabei Österreich als Opfer einer US-dominierten Politik des Westens dar, die Sebastian Kurz' Vermittlerrolle zwischen Russland und Europa torpedieren wolle.

In ihrem Beitrag zur Zukunft Europas erklärte Starmoderatorin Irada Sejnalowa auf NTW zunächst den österreichischen Bundeskanzler Kurz sowie Frankreichs Präsident Emmanuel Macro zu potenziellen Nachfolgern der bald zurücktretenden deutschen Bundeskanzlern Angela Merkel. "Beide gelten als Populisten, beide haben große Ambitionen, beide wollen die wichtigsten Unterhändler des europäischen Kontinents sein. Und beide haben ihre Unzulänglichkeiten", sagte sie und verwies auf eine angebliche Verschwörung gegen Merkel, über die das deutsche Nachrichtenmagazin Focus berichtet habe.

>>> Agentenstadt Wien: Chronologie brisanter Spionagefälle

"Doch dann gibt es auch bei Kurz ein Leak. Sie wollen eine Freundschaft mit Russland? Aber die Geheimdienste fanden bei Ihnen zwei russische Spione. Kurz will von Moskau Erklärungen, die Außenministerin, die gerade noch mit Putin auf ihrer eigenen Hochzeit tanzte, sagt ihren Moskau-Besuch ab", erläuterte die Moderatorin und berichtete davon, dass deutsche Geheimdienste doch auch österreichische Politiker abgehört hätten.

Die USA "können so Europa unter Kontrolle halten"

Vielleicht versuchten also die Deutschen nun Kurz' Freundschaft mit Moskau abzukühlen, womöglich stünden aber auch die Amerikaner dahinter, erläuterte Sejnalowa ihrem Millionenpublikum und ließ abschließend einen französischen Experten zu Wort kommen: "Sie (die USA, Anm.) können so Europa unter Kontrolle halten. Denn der österreichische Skandal zerstört die Beziehungen von jenen zu Moskau, die Vermittler waren und zwischen Russland und Europa für Frieden sorgen können", sagte Sorbonne-Professor Arnaud Benedetti gegenüber dem russischen Fernsehsender, der von Gazprom und der Gazprombank kontrolliert wird.

Auf ähnliche Weise stellte am Sonntagabend aber auch Starmoderator und "Einiges Russland"-Politiker Pjotr Tolstoj auf dem halbstaatlichen Sender Perwy Kanal den österreichischen Spionagefall dar. Tolstoj illustrierte mit der Causa seine These, dass in der US-Außenpolitik keine fairen Spielregeln mehr existierten und es deshalb keine Vermittler (zwischen Russland und dem Westen, Anm.) geben könne. "Österreich wurde schnell erklärt, dass es mit seiner Souveränität seit 100 Jahren vorbei ist. Jetzt darf sich Wien schon darüber freuen, dass es keine Hetzjagd ausrufen muss und mit einem billigen Skandal davonkommt", sagte eine Stimme aus dem Off.

Tipp von den Briten?

Unterdessen berichtete die österreichische "Kleine Zeitung", dass der entscheidende Tipp, der den Bundesheerspion enttarnte, vom britischen Geheimdienst gekommen sein dürfte. Das sei insofern brisant, "weil sie sich die Briten seit Jahren in einer Dauerfehde mit dem russischen Geheimdienst befinden", hieß es am Sonntag in einer Aussendung des Blatts.

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

NATIONALFEIERTAG 2017 - ANGELOBUNG: REKRUTEN
Meta-Nachrichten

Spionageaffäre beim Bundesheer: Ex-Offizier bleibt in Haft

Die Untersuchungshaft gegen den 70-jährigen Salzburger wurde bis Anfang März verlängert.
Symbolbild
Innenpolitik

Spionagefall: Früherer Bundesheer-Offizier bleibt in U-Haft

Laut einer Haftprüfungsverhandlung bestehe weiterhin Tatbegehungsgefahr durch den 70-jährigen Salzburger. Er wurde am 30. November 2018 in U-Haft genommen.
Symbolbild
Innenpolitik

Spionageaffäre: Bundesheeroffizier neuerlich in U-Haft

Der Salzburger, der rund 20 Jahre lang für Russland spioniert haben soll, wurde erneut festgenommen. Das Oberlandesgericht Linz folgte einer Beschwerde der Staatsanwaltschaft Salzburg.
Symbolbild: Österreichische Soldaten des Bundesheeres
Innenpolitik

Miliz-Brigadier: "Juristisch ist Wien ein Paradies für Spione"

Der Salzburger, der rund 20 Jahre lang für Russland spioniert haben soll, "war nicht erste oder zweite Garnitur", ist Hermann Heller, einst Berater des Generalstabs, überzeugt. Doch schon Kleinigkeiten könnten dem Gegner im Ernstfall nützen.
Symbolbild
Innenpolitik

Kurz verteidigt türkis-blaues Vorgehen in der Spionageaffäre

Der Ex-Offizier, dem vorgeworfen wird, über 20 Jahre lang für Russland spioniert zu haben, ist aktuell auf freiem Fuß. Eine Entscheidung über eine Untersuchungshaft wird wohl erst in zehn bis 14 Tagen getroffen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.