Das Weiße Haus ist unzufrieden und beschreibt die Politik der Zentralbank Fed gar als “größtes Risiko” für die Konjunktur. Was Trump so sehr stört, was er dagegen tun kann – und was nicht.
Lange Denkpausen sind nicht unbedingt das Markenzeichen von Donald Trump, wenn er vor die Presse tritt. Ein wenig überraschte es aber trotzdem, wie schnell und impulsiv der US-Präsident kürzlich auf eine Frage im Gespräch mit dem “Wall Street Journal” eine Antwort parat hatte. Was die größte Gefahr für die weltgrößte Volkswirtschaft sei, wollten die Reporter der Tageszeitung wissen. „Die Fed ist das größte Risiko, weil die Zinsen zu schnell angehoben werden“, sagte Trump wie aus der Pistole geschossen.
Es ist nur eine von vielen Attacken, die der einstige Immobilienmogul in jüngster Zeit in Richtung der in Washington stationierten Notenbank Federal Reserve abgefeuert hat. Bei jeder heftigen Talfahrt an den Aktienmärkten, und da gab es zuletzt doch einige, hat der Präsident schnell einen Schuldigen gefunden: den von ihm nominierten Fed-Chef Jerome Powell. Er habe nicht damit gerechnet, dass der einstige Jurist die Leitzinsen so schnell erhöhen werde, sagt Trump. Die Notenbanker in Washington seien „verrückt“ geworden, ließ der Präsident nach dem letzten Zinsschritt Ende September wissen.
Es stimmt grundsätzlich schon, dass Zinserhöhungen für die Aktienmärkte und die Konjunktur im Generellen nicht förderlich sind. Sind die Zinsen höher, werden Kredite teurer, was wiederum für viele Unternehmen Investitionen erschwert. Gleichzeitig lassen Konsumenten ihr Geld eher am Sparbuch liegen oder stecken es in besser verzinste Staatsanleihen, anstatt es auszugeben und die Konjunktur anzutreiben oder Aktien zu kaufen. Nicht umsonst reduzieren Zentralbanken bei einer anstehenden Rezession zu allererst die Zinsen. Nicht umsonst hat die Europäische Zentralbank zum Höhepunkt der Eurokrise den Zinssatz für Depoteinlagen sogar ins Negative gekürzt.