Wenn ein Post-Kunde das Geschäft selbst in die Hand nimmt

(c) H. Asamer
  • Drucken

Nächstes Jahr werde das Paketgeschäft nur mehr "im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich" wachsen, prognostiziert Post-Chef Pölzl. Heuer habe man noch um zehn Prozent zugelegt.

Die Zeit der zweistelligen Wachstumsraten im Paketgeschäft der Österreichischen Post AG gehören bald der Vergangenheit an. "Das Wachstum im Paketbereich wird sich im nächsten Jahr mit Sicherheit in den einstelligen Bereich begeben, weil wir hier natürlich einen Amazon-Effekt haben werden", sagte Post-Generaldirektor Georg Pölzl am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalsdaten.

Der Online-Versandhändler hat Anfang Oktober begonnen, in Wien Pakete selbst zuzustellen. Einen ähnlichen Effekt habe es auch beim Markteintritt des deutschen Paketzustellers DHL gegeben. "Aber wir sind auch von 2015 auf 2016, als DHL in den Markt eintrat, gewachsen", relativierte Pölzl. Bei Amazon sei es zwar etwas anderes, "aber wir können damit sehr gut leben", führte der Post-Chef weiter aus. Man befinde sich mit Amazon im Wettbewerb, habe aber auch eine sehr gute Kooperation und der Online-Versandhändler bleibe der größte Kunde der Post.

In den ersten drei Quartalen 2018 ist das Paketgeschäft der Post um 11,5 Prozent gewachsen. Im gesamten Vorjahr waren es 20 Prozent: "Das war eh ein Wahnsinn bei einem Marktwachstum von 15 Prozent", sagt Pölzl. Die 10 Prozent, die es in diesem Jahr werden dürften, seien "auch noch immer ein Wahnsinn". Zwischen 2013 und 2017 waren es nach Unternehmensangaben im Schnitt rund acht Prozent. Im Quartalsbericht stellt die Post für 2019 ein Wachstum der Paketsparte "im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich" in Aussicht.

Investitionen in Kapazitäten werden verdoppelt

Das Paketgeschäft ist laut Pölzl auch der Grund für die derzeit hohen Investitionen der Post: "Mit unseren derzeitigen Kapazitäten arbeiten wir jenseits des betriebswirtschaftlichen Optimums". In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres hat die Post 29,3 Mio. Euro für Kapazitätserweiterungen ausgegeben, zusätzlich zu 56,9 Mio. Euro an Erhaltungsinvestitionen. In den nächsten vier bis fünf Jahren würde sich der Investitionsbedarf "gut verdoppeln", erwartet Pölzl.

Im Filialnetz ist die Post gerade dabei, ihre Vertriebskooperation mit dem bisherigen Bankpartner Bawag zu entflechten. Neuer Finanzdienste-Partner der Post ist künftig die deutsche FinTech Group. Mit dem neuen Partner arbeite man intensiv an der Vorbereitung zur Bank, "das ist ein spannendes und sehr, sehr schwieriges Unterfangen", sagte Pölzl. Eine Banklizenz habe man noch nicht, es werde auch noch dauern. Einen konkreten Zeitraum wollte der Post-Generaldirektor aber nicht nennen.

Keineb Plan-B für Bankgeschäft

Gedanken über einen Plan B, wenn man mit der FinTech Group keine Banklizenz bekomme, mache sich die Post aber nicht: "Für mich ist Scheitern keine Option", sagte Pölzl. Man strebe an, Mitte nächsten Jahres mit einer Bank in den Markt zu gehen.

Schwierig läuft es derzeit im Briefgeschäft. In der Sparte Brief, Werbepost und Filialen gab es in den ersten neun Monaten einen Rückgang von 2,6 Prozent. Profitiert hat die Post im dritten Quartal allerdings von der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Viele Unternehmen verschickten Informationen oder holten die Zustimmung ihrer Kunden zur Datenspeicherung und -verarbeitung per Brief ein. Gleichzeitig hatte die DSGVO jedoch auch negative Auswirkungen: Bei der adressierten Werbung sind Versender vorsichtiger geworden. "Finanziell war es in Summe ein positiver Effekt, weil der adressierte Brief für uns attraktiver ist als die adressierte Werbung", sagte Pölzl.

Neues Post-Angebot ab März 2019

Bei der Vorstellung der Neunmonatszahlen präsentierte die Post außerdem ein neues Angebot für Kunden: Unter dem Namen "AllesPost" sollen Kunden ab März 2019 die Möglichkeit haben, Pakete immer von der Post zugestellt bekommen - egal, mit welchem Paketdienst der Versender die Bestellung verschickt hat. Dabei liefert der beauftragte Paketdienst zunächst zur Post und diese stellt dem Kunden das Paket dann zu einem gewünschten Zeitpunkt zu. Dass für den Kunden dadurch eine zusätzliche Verzögerung entsteht, räumte Pölzl ein: "Da muss der Kunde abwägen, ob ihm eine schnelle Lieferung durch irgendwen oder eine fokussierte Lieferung zu einem vereinbarten Zeitpunkt mit der Post lieber ist". Bezahlt wird die Zustellung vom Kunden. Zum Kostenpunkt wollte Pölzl noch nichts sagen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Der Deal ist geplatzt, und die Post hat einen zweifachen Schaden.
Österreich

Fintech-Debakel sorgt für Nachspiel bei der Post

Am Montag befasste sich der Aufsichtsrat der Post mit der geplatzten Kooperation des teilstaatlichen Unternehmens mit der deutschen Fintech Group. Der Buchverlust aus der Transaktion stieg zuletzt weiter an.
Post-Chef Georg Pölzl
Kordikonomy

Krisensitzung in der Post nach teurem Fiasko mit Bankpartner

Der Deal mit dem künftigen Bankpartner der Österreichischen Post platzte und kostete reichlich Geld. Jetzt will sich der Post-Aufsichtsrat mit der mysteriösen Angelegenheit befassen. Ein Köpferollen ist nicht ausgeschlossen.
Unternehmen

Post-Aktionäre schalten Anwalt ein

Das Platzen des Planes, mit der FinTech Group ein Joint Venture zu gründen, könnte für die Post ein juristisches Nachspiel haben. Aktionäre sehen sich geschädigt. Viele Punkte sind unklar.
Österreich

Bawag-Nachfolge wird für die Post zum Debakel

Nur zweieinhalb Monate nach der Bekanntgabe ist die Kooperation mit der deutschen Fintech Group schon wieder aus. Es bleibt ein Buchverlust von zehn Mio. Euro und ein schwarzer Fleck auf der Weste von Post-Chef Pölzl.
Post-Chef Georg Pölzl wollte die deutsche FinTech als Bankpartner
Unternehmen

Die Post verliert ihren Bankpartner - Deal geplatzt

Der nächste Knalleffekt: Das Joint Venture mit der Fintech Group ist geplatzt. Das deutsche Unternehmen hätte ab Ende 2019 die Bawag als Bank-Partner der Österreichischen Post ablösen sollen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.