Schnitzlers Doppeltüren-Drama

Eine alte Liebe bei Schnitzler, sie ist noch nicht ganz erkaltet: Maria Köstlinger als Irene Herms und Ulrich Reinthaller als Julian Fichtner.
Eine alte Liebe bei Schnitzler, sie ist noch nicht ganz erkaltet: Maria Köstlinger als Irene Herms und Ulrich Reinthaller als Julian Fichtner.APA/HELMUT FOHRINGER
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Mateja Koležnik inszenierte eine Kurzversion von „Der einsame Weg“: Originell, kühl kalkuliert, kaum aber mitreißend.

Die erste Szene des Dramas „Der einsame Weg“ spielt nach Arthur Schnitzlers Anweisungen im kleinen Gärtchen am Hause des Professor Wegrat. Dort finden sich seine zwei Kinder ein, nach und nach die anderen Akteure – eine Gruppe von Egoisten, Kranken und Todessehnsüchtigen, die in fünf Akten kunstvoll entwickeln, wie man damals im Zeitalter der Nervosität über das nicht gelebte Leben trauerte. Schnitzlers kurz nach der Wende zum 20. Jahrhundert vollendetes Konversationsstück führt die allgemeine Orientierungslosigkeit fesselnd vor. Man begegnet sich in Gärten und großbürgerlichen Villen, um richtig depressiv zu sein. Das braucht Zeit. Wird da gehudelt, können sich diese acht komplexen Charaktere kaum entfalten.

Die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik stört das nicht. Sie geht, wie sich bei der Premiere am Theater in der Josefstadt am Donnerstag erwies, dem Filigranen des Textes einfach aus dem Weg, kürzt das Drama auf 85 Minuten, belädt es zum Ausgleich bildhaft. Wer das Original nicht kennt, wird sich über Verhaltensauffälliges wundern. Wer weniger Wert auf stringente Handlung legt, kann sich damit bescheiden, dass die durch vielerlei elektrische Geräusche verstärkte traurige Grundstimmung nicht allzu lang in die Fadesse allgemeinen Überdrusses kippt. Originell ist die Inszenierung, kühl kalkuliert, kaum aber mitreißend.

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