Das Erkennen der eigenen Verletzlichkeit als Schlüssel des Sozialsystems

Spitalsalltag: unterschiedliche Krankheiten, aber gleiches Recht auf Behandlung.
Spitalsalltag: unterschiedliche Krankheiten, aber gleiches Recht auf Behandlung.(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Paradebeispiel für funktionierende Solidarität ist das öffentliche Gesundheitssystem. Doch auch bei entfernt liegenden Unglücksfällen bezieht der Einzelne die Situation auf sich selbst.

Im Gesundheitsbereich funktioniert es. Dieser Sektor sei ein Paradebeispiel für die institutionalisierte Form der Solidarität, sagt Barbara Prainsack. Die Professorin für Vergleichende Politikfeldanalyse verweist darauf, dass in diesem System jene mehr einzahlen, denen es möglich ist, und die ökonomisch Schwachen eben geringere Beiträge entrichten. Vor allem aber: Ohne Erkundung nach vorangegangenen oder bestehenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen werden im öffentlichen Gesundheitssystem alle gleichbehandelt. Die Leistungen sind nicht vom individuellen Risiko abhängig – übrigens im Unterschied zur privaten Versicherungsvorsorge.

Prainsack leitet die Forschungsgruppe Zeitgenössische Solidaritätsstudien, die mit 1. Oktober dieses Jahres in der Fakultät für Sozialwissenschaften der Uni Wien eingerichtet wurde. Im Gespräch stellt die Professorin klar, dass Solidarität nicht bzw. nicht nur mit Sympathie, Nächstenliebe oder Empathie gleichzusetzen sei. „Es geht um den Beistand gegenüber anderen Menschen, der auf dem Erkennen von Gemeinsamkeiten beruht.“ Dieses Erkennen, so die Sozialwissenschaftlerin und promovierte Politologin, sei freilich ein subjektiver Prozess.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.