#MeToo in Österreich: Übergriffe in Linzer Yogastudio?

Die Bundesstelle für Sektenfragen ist immer wieder mit Übergriffen durch Gurus, Schamanen, Energetiker etc. konfrontiert.
Die Bundesstelle für Sektenfragen ist immer wieder mit Übergriffen durch Gurus, Schamanen, Energetiker etc. konfrontiert.Getty Images
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Erst vor Kurzem machte "Die Presse am Sonntag" die Missbrauchsvorwürfe gegen die Yogaschule Agama in Thailand öffentlich. Nun stellt sich heraus: Auch in einem Agama-Studio in Linz soll es zu Übergriffen gekommen sein. Die Bundesstelle für Sektenfragen hat die Gruppe bereits auf dem Radar.

Sie haben sich Heilung erwartet, bekommen haben sie ein Trauma. Es ist zwei Monate her, dass „Die Presse am Sonntag“ über die Vorfälle rund um die weltweit agierende Yogaschule Agama in Thailand berichtete. Mehr als 40 Frauen haben dem Guru der Schule, Swami Vivekananda Saraswati (sein bürgerlicher Name ist Narcis Tarcau), vorgeworfen, übergriffig geworden zu sein, sie genötigt, auch missbraucht zu haben. Eine Frau zeigte sogar eine Vergewaltigung an. Militär und Polizei reagierten mit einer Razzia in der Schule, der sektenartige Strukturen vorgeworfen werden. Swami Vivekananda Saraswati, ein älterer Mann mit Brille und Schmerbauch, der sich auf Fotos in weißen Yogahosen abbilden lässt, tauchte unter, mittlerweile ist er zurück in seiner Schule.

Doch die Sache betrifft nicht nur Thailand: Eine Agama-Schule gibt es auch in Linz – und auch sie wurde in Zusammenhang mit den Aufdeckungen in Thailand genannt. Das Studio liegt mitten auf der Linzer Landstraße. Ein graues Haus. Zwischen einer Parfümerie und einem Schuhgeschäft führt der Eingang in die Schule. Eigentlich ein Ort der Heilung und spirituellen Entwicklung. Doch laut Aussagen von ehemaligen Schülern passiert dort unter dem Deckmantel der „Spiritualität“ Ähnliches wie in Thailand.

Der Leiter der Schule ist jünger als Swami Vivekananda, bei dem er in Thailand auch seine Ausbildung absolviert hat – und wohin er sich auch jedes Jahr zur Weiterbildung zurückzieht. Ein gut aussehender Mann mit dunklen Haaren, Bart, durchtrainiertem Körper und grünlichen Augen, der vor seiner Zeit als Yogalehrer eine Schauspielausbildung absolviert hat. Ehemalige Schüler, Weggefährten und Systemkenner beschreiben ihn als großen Anhänger seines Gurus Swami, dessen Reden er auswendig lernte und dessen Lehren er auch in Linz verbreitete. Kritik an dem Guru habe er nie zugelassen.

Der „Presse am Sonntag“ liegen die Aussagen von acht ehemaligen Schülerinnen und Schülern sowie Yogalehrer-Kollegen aus dem In- und Ausland vor, die alle Vorfälle selbst erlebt und beobachtet haben und bereit sind, diese auch vor Gericht zu wiederholen. Sie zeichnen unabhängig voneinander das Bild eines manipulativen Agama-Systems in Thailand und Linz, in dem es auch rund um den charismatischen Linzer Studioleiter zu emotionalen und körperlichen Übergriffen gekommen sein dürfte und möglicherweise Grenzen überschritten wurden.

Übergriffe gemeldet. Auch die Bundesstelle für Sektenfragen – angesiedelt im Bundeskanzleramt – kannte Agama Yoga Thailand und Linz bereits vor der „Presse“-Anfrage. „Wir haben schon gehört, dass Übergriffe stattgefunden haben sollen“, sagt Ulrike Schiesser von der Bundesstelle. Noch halten sich die Meldungen (die Stelle verrät nie, von wie vielen Fällen sie weiß) in Grenzen. „Sie sind noch nicht recht groß in Österreich. Ich nehme an, wenn sie länger da wären, dann hätten wir mehr Anfragen bekommen.“

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